Wirtschaft
Arbeitsstiftung kostet bis zu 200 Millionen Schilling
Semperitler können bis maximal vier Jahre "stiften gehen"
Wien - Die Semperit-Stiftung, die durch die bevorstehende
Schließung des Reifenwerkes in Traiskirchen auf bis zu 1.000 mögliche
Teilnehmer ausgeweitet wird, wird den Steuerzahler zwischen bis 200
Mill. S ((14,5 Mill. Euro) kosten. Dieser Berechnung liegt eine
durchschnittliche Verweildauer von rund 300 Tagen, maximal aber vier
Jahre bis Abschluss einer Ausbildung zu Grunde. Für die Verweildauer in der Stiftung zahlt das
Arbeitsmarktservice (AMS) Schulungsarbeitslosengeld inklusive
Sozialversicherung. Der Betroffene erhält für die komplette
Ausbildungszeit Arbeitslosengeld und fällt nicht in die
Notstandshilfe. Arbeitsstiftungen sind grundsätzlich für drei Jahre
angelegt. Über 50jährige oder Teilnehmer einer komplizierteren und
umfangreichen Ausbildung können aber vier Jahre in Anspruch nehmen.
Im Detail rechnet das AMS mit durchschnittlichen Aufwendungen von
17.000 S pro Person und Monat, wobei 5.000 S an die
Sozialversicherung gezahlt werden müssen.
Ausbildungsplan
Wie lange der Betroffene in der Stiftung bleibt, hängt von seinem
persönlichen "Karriereplan" ab, den er in den ersten Monaten seiner
Zugehörigkeit zur Stiftung entwirft. Dieser Ausbildungsplan muss vom
AMS und vom Rat der Stiftung, in dem Conti-Vertreter und Betriebsräte
sitzen, gebilligt werden. "Wir können keine Ausbildung für eine
Tätigkeit zahlen, für die es kein Interesse am Markt gibt", sagt
Walter Kahrer, Leiter des für Traiskirchen zuständigen
AMS-Geschäftsstelle Baden. Neben Stiftungsteilnehmern, die sich für
den Arbeitsmarkt umschulen lassen, gibt es eine zweite Gruppe, die
sich selbstständig machen will - auch ihre Ausbildung kann von der
Stiftung bezahlt werden.
Stipendium
Für die Ausbildungskosten und für die Bereitstellung der
Infrastruktur ist das Unternehmen im konkreten Fall Conti
verantwortlich. Zusätzlich zahlt Conti ein "Stipendium" in der Höhe
zwischen 700 und 1.200 S pro Monat. Vom deutschen Reifenkonzern wurde
für die Ausbildung rund 100.000 S pro Person und Jahr budgetiert. Das
Arbeitslosengeld für die betroffenen Semperitler beträgt rund 55
Prozent des letzten Nettogehalts, allerdings nur 12 mal im Jahr. Den Stiftungsteilnehmern stehen alle Ausbildungsmöglichkeiten
offen: Sie können eine Facharbeiterausbildung ebenso absolvieren wie
Schulungen im Sozialbereich oder EDV-Kurse.
In der Semperit-Stiftung sind seit ihrer Gründung 1997 234
Mitarbeiter umgeschult worden, 22 davon sind noch in Ausbildung. Das ehemals von Sozialminister Dallinger entworfene
Arbeitsstiftungsmodell sollte ursprünglich von Kündigung bedrohten
Mitarbeitern der Verstaatlichen Industrie durch Schulung einen
Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern. Eine der größten
Stifungen, die Ende 2003 ausläuft, ist die "Aufleb" für die
Nahrungsmittelindustrie mit seit ihrer Gründung im Jahr 1995 rund
7.000 Teilnehmer. (APA)