Wien - Die gute Nachricht zuerst: Siemens Österreich wurde im konzerninternen Ranking auch heuer zur erfolgreichsten Tochter des deutschen Elektro- und Elektronikkonzerns gekürt. Diese Auszeichnung bezieht sich allerdings nicht auf den Gewinn, sondern die höchste Verzinsung des eingesetzten Kapitals.

Anders als in den Vorjahren, wo Siemens-Generaldirektor Albert Hochleitner von einem Rekordergebnis zum nächsten eilte, ist die Siemens-Gruppe in Österreich heuer mit einem blauen Auge davongekommen: Der Gruppengewinn (EGT) (inklusive Infineon, Fujitsu Siemens Computers und Auslandstöchter, Anm.) schrumpfte von 439,2 auf 322,1 Mio. Euro (von 6,04 auf 4,43 Mrd. S). Was Hochleitner in der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch unter anderem mit einem deutlich schwächeren Zinsergebnis am Geldmarkt begründete. Konkret weist der Jahresabschluss der Gruppe per 30. September 2001 bei einem um 15,4 Prozent auf 4,115 Mrd. Euro gestiegenen Umsatz ein von rund 92 auf 2,5 Mio. EURO eingebrochenes Finanzergebnis aus. "Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September hätte der Bilanzstichtag nicht ungünstiger fallen können", sagte Hochleitner.

Großes Loch

Schuld seien auch Verluste aus Wertpapier-Swaps und ein mit 26,6 Mio. EURO negatives Beteiligungsergebnis, nachdem im Vorjahr eine Sonderdividende ausgeschüttet worden war. Mit knapp 40 Mio. EURO schlug sich die neue Rechnungswesensoftware SAP/R3 zu Buche, auf die die gesamte Siemens-Gruppe in Österreich umgestellt wurde.

Deutlich gespürt habe man natürlich auch die extreme Zurückhaltung bei Investitionen des Telekomsektors - angesichts des anstehenden Eigentümerwechsels habe der Telekom-Austria-Konzern seine Investitionen extrem zurückgefahren -, die Liberalisierung des Energiemarktes samt Unsicherheit betreffend einer Österreich-Lösung bei den Energieversorgern und die gedrosselten Infrastrukturinvestments.

Diese Unwägbarkeiten hinterlassen Spuren: Der Auftragseingang ging um 26,3 Prozent auf 2,177 Mrd. Euro zurück, der Umsatz dagegen stieg um 3,9 Prozent auf 2,362 Mrd. EURO. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) war mit 252,3 Mio. EURO (nach 340,5 Mio. EURO) ebenfalls rückläufig. Die Siemens-Gruppe beschäftigt mit 19.482 um 10,3 Prozent mehr Mitarbeiter als im Vorjahr, jener der Siemens AG schrumpfte von 9080 auf 8382.

Nur mäßig erfolgreich war, wie berichtet, die im Vorjahr gestartete E-Business-Offensive des Elektronikriesen. Redstars.com und Earn-E sind gescheitert, und die Rechenzentrums- und Outsourcing-Sparte SBS schreibt - wie im gesamten Konzern - rote Zahlen. Balsam für die erfolgsverwöhnte Seele waren hingegen Verkehrs-, Gebäude-und Medizintechnik. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 13.12.200^1)