Eine Weit im Umbruch, voll sozialer Spannungen, politischer Verwerfungen, religiösen Aufbegeh- rens. Ausgehend vom Languedoc stellte die häretische Lehre der Katharer die damalige politi- sche wie religiöse Ordnung infrage – und forderte sie heraus: Nachdem die Inquisition der An- nahme war, mit Erstürmung der Pyrenäen-Festung Moritségur und der öffentlichen Verbrennung der vermeintlich letzten Katharer im Jahr 1296 diese Form der Ketzerei im Languedoc endgültig ausgerottet zu haben, formierten sich deren Anhänger im Untergrund neu. Ihre subversive Tätig- keit sowie die Jagd auf sie ist in drei Aufsehen erregenden Aktenfunden bis ins kleinste Detail dokumentiert. Dabei handelt es sich um die peniblen Protokolle der Inquisition aus den Jahren 1309 bis 1325. Emmanuel LeRoy Ladurie hat in seinem 1980 auf Deutsch erschienenen Buch Montaillou diese Quellen erstmals ausgewertet – allerdings im Sinne der damals vorherrschenden, an Strukturen orientierten Geschichtsschreibung. Während LeRoy Ladurie sich ganz auf die sachlichen Details der mittelalterlichen Lebensbedingungen konzentrierte, stellt René Weis das menschliche Drama und das vielfältige Beziehungsgeflecht der seinerzeit verhörten und verurteilten Personen in den Mittelpunkt seiner Darstellung. Es ist dies eine Geschichte von Verfolgung und Flucht, von Leidenschaft, Verrat und Doppelgängertum, von Mitläufern, Opportunisten und aufrechten Gläubi- gen – dabei aber absolut quellentreu und seriös. Vor allem geht der Autor der Frage nach, warum sich das Katharertum in der Gegend von Montaillou so großer Beliebtheit und Unterstützung er- freute. René Weis hat sich viele Jahre über das reine Quellenstudium hinaus mit der Materie beschäf- tigt, hat die Landschaft des historischen Geschehens selbst erkundet und sich mit den Nach- kommen der damaligen Akteure unterhalten. Heraus gekommen ist dabei ein beeindruckendes Epochenbild der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert von großer Anschaulichkeit und Lebens- nähe – Mittelalter pur.

René Weis, geb. 1953, ist Professor für Englische Literatur am University College London. Er vermittelt Historie auf unterhaltsame Weise, indem er mit detektivischem Spürsinn die Fakten analysiert und spannende Geschichten erzählt. René Weis lebt in London.