Straßburg - Das Europaparlament hat den "Sacharow-Preis fürgeistige Freiheit" heuer erstmals an drei Preisträger gemeinsamverliehen, die sich besonders für die Menschenrechte und den Friedeneinsetzen. Durch die gleichzeitige Würdigung der Israelin NuritPeled-Elhanan und des Palästinensers Izzat Ghazzawi, die beide imNahost-Konflikt ein Kind verloren haben, wolle das Parlament dieKräfte der Toleranz in der Region fördern und die Hoffnung aufFrieden aufrechterhalten, sagte die Präsidentin des EuropaparlamentsNicole Fontaine bei der feierlichen Preisverleihung am Mittwoch inStraßburg. Der dritte Träger des Sacharow-Preises 2001, derangolanische Erzbischof Dom Zacarias Kamwenho, habe sich in seinemvon Bürgerkrieg gezeichneten Land immer für Frieden und Toleranzeingesetzt.Nurit Peled-Elhanan Die israelische Dozentin Nurit Peled-Elhanan erinnerte an ihreTochter Smadar, die im Alter von 13 Jahren Opfer einespalästinensischen Selbstmordattentäters in West-Jerusalem wurde."Meine Tochter wurde nur getötet, weil sie als Israelin geborenwurde", sagte sie. Sie widme ihre Worte zwei gestern von derisraelischen Armee getöteten Kindern, die nur getötet worden waren,weil sie als Palästinenser geboren wurden. "Israel wird zu einemFriedhof der Kinder, von Tag zu Tag größer, wie ein unterirdischesKönigreich das immer größer wird. Auch meine Tochter ist dort, mitihrem palästinensischen Mörder", sagte sie. Als Mutter einerermordeten Tochter empfinde sie keine Rachegefühle, denn "keineMutter findet jemals Trost darin, indem sie das Kind eines anderentötet". Scharfe Kritik übte sie an den israelischen undpalästinensischen Politikern, die das Töten jederzeit beenden könntenwenn sie nur wollten. Izzat Ghazzawi Der palästinensische Schriftsteller Izzat Ghazzawi erzählte vonseinem Sohn Ramy, der durch die israelische Armee auf dem Schulhofseiner Schule getötet worden war, als er einem Kameraden zu Hilfekommen wollte. "Leid kann als Mittel zum Heilen eingesetzt werden,statt zu blindem Kampf und Hass zu führen", meinte er. Ghazzawiwandte sich gegen die These, es werde zu einem "Kampf der Kulturen"kommen, stattdessen müsse auf dem Dialog zwischen den Kulturenbeharrt werden. Besondere Bedeutung komme dabei dem Nahen Osten zu,denn "was immer in unserer Region geschieht, wird die ganze Weltbeeinflussen". An die Europa-Abgeordneten appellierte derPalästinenser um Unterstützung für einen nachhaltigenFriedensprozess.(APA)