München - Weltmeister Michael Schumacher und FIA-Präsident Max Mosley haben die Sicherheits-Diskussion in der Formel 1 drei Wochen vor dem Beginn der Testfahrten für die kommende Saison neu entfacht. Der viermalige Champion bemängelte nach wie vor Defizite und forderte nachdrücklich vollverkleidete Rennwagen statt der im Formel-Sport üblichen frei liegenden Räder.Langsamere Autos? "Die Lösung wäre einfach. Die Hinterreifen der Rennwagen dürften nicht frei liegen, sondern müssten von Stoßfängern geschützt werden. Damit wäre der Katapult-Effekt aufgehoben", schrieb Schumacher in einem Beitrag für die am Mittwoch erschienene "Spiegel-Jahres-Chronik 2001". Mosley hingegen fordert langsamere Autos und eine Reduzierung der PS-Zahlen. Die zwei wichtigsten Punkte Schumacher, der in der abgelaufenen Saison vier spektakuläre Unfälle überstanden hatte, warnte vor einer trügerischen Sicherheit. "Es wäre fatal, sich einzubilden, die Formel 1 sei so sicher, dass man nahezu jeden Einschlag überlebt. Auch wenn Luciano Burti bei seinem brutalen Unfall in Spa kaum etwas passiert ist: Wir dürfen uns nie zu sicher fühlen", meinte der Ferrari-Pilot. Seiner Ansicht nach sei man "in den wichtigsten zwei Punkten" noch immer nicht zu einem Ergebnis gekommen: Das Wegfliegen der Räder sei unberechenbar und gefährlich. Das noch größere Problem sei das Aufsteigen der Autos, wie es Burti in Hockenheim nach einer Kollision mit Schumacher passiert war. "Egal wie es aussieht" Der Deutsche verteidigte seinen Reformvorschlag gegen Traditionalisten, die eine Räder-Verkleidung mit dem Hinweis auf das Formel-1-Reglement ablehnen. "Man könnte sie als passive Sicherheitsmaßnahme proklamieren. Und mir ist auch egal, wie es aussieht. Es geht um die Sache!" Derzeit werden seiner Ansicht nach vermeidbare Risiken in Kauf genommen. Von 900 auf 700 PS? Der Weltverbands-Präsident sieht ebenfalls Handlungsbedarf, hat aber einen ganz anderen Ansatz als Schumacher. "Ich glaube, die Formel-1-Autos sind etwas zu schnell geworden", sagte Mosley in einem Interview der Zeitschrift "auto, motor und sport". Der Brite forderte deshalb, die Motorleistung zu reduzieren: "Jetzt liegen wir knapp an 900 PS. Uns schwebt eine Leistung von rund 700 PS vor." Sein Vorschlag für die Umsetzung der Reduzierung: "Dieselmotoren wären sehr schön." Auch die Beschränkung auf einen Motor pro Auto am GP-Wochenende sei eine Möglichkeit. Lauda rechnet mit plötzlichem Schumacher-Rücktritt Unterdessen rechnet Niki Lauda damit, dass Michael Schumacher eines Tages dem Beispiel von Mika Häkkinen folgen und zu einem unerwarteten Zeitpunkt zurücktreten könne. "In dem Augenblick, wo Michael den nächsten schweren Crash hat, könnte er so reagieren wie Häkkinen", sagte der dreimalige Weltmeister aus Österreich in einem Interview der am Freitag erscheinenden Zeitschrift "sportauto". Da sich Häkkinen auch auf Grund von Unfällen für seinen Rückzug entschieden habe, sehe er Parallelen zu Schumacher, meinte der österreichische Jaguar-Sportchef. Schumachers Parallelen zu Häkkinen "Beide sind lang genug dabei. Beide haben schwere Unfälle gehabt. Beide sind Familientypen. Bei beiden scheint die Frau einen großen Einfluss zu haben. Und da sehe ich eine gewisse Anfälligkeit", verglich Lauda die einstigen WM-Rivalen. Der Doppel-Weltmeister aus Finnland hatte sich nach der abgelaufenen Saison vorerst für ein Jahr aus der Formel 1 verabschiedet. Schumacher hat bei Ferrari einen Vertrag bis 2004 und sein Karriere-Ende bisher immer offen gelassen. Der viermalige Weltmeister hatte in der letzten Saison vier spektakuläre Unfälle überstanden. Schumacher selbst gab zu, dass er erstmals 1994 bei den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger in Imola ernsthaft über seinen Sport nachgedacht hatte. "Damals ist mir zum ersten Mal wirklich bewusst geworden, wie gefährlich unser Sport sein kann. Das war wie ein Schock für mich", erklärte der 32-Jährige. (APA/dpa)