Romano Prodi reicht es. "Ich bin besorgt über die Unfähigkeit des Rates, seine Aufgabe zu erfüllen", sagte der EU- Kommissionspräsident am Mittwoch in Brüssel. Der Chef der europäischen Verwaltung hatte mit seiner Kritik aber nicht zuvörderst die EU- Staats- und Regierungschefs im Visier, wie sie sich am Freitag und Samstag in der Rechtsform des "Europäischen Rates" zusammenfinden.Uneinigkeit in den Ministerräten Prodi ging es um die Fachministerräte - also die, die im EU-Tagesgeschäft die Entscheidungen treffen. Hier warnte er vor einer zunehmenden Lähmung der Gemeinschaft: Die Uneinigkeit in den Ministerräten führe immer mehr dazu, dass Entscheidungen erst im Europäischen Rat von den Regierungschefs getroffen würden. Debatte um Zukunft der Union Auch in Laeken stehen wieder große, umstrittene Themen genauso auf der Tagesordnung wie kleinere. Immerhin: Auch wenn der Brüsseler Gipfel mit der Verteilung der Euro-Starterpakete zusammenfällt, wird dieses Mal nicht nur politisches Kleingeld gemünzt werden. So verspricht die Debatte um die institutionelle und politische Zukunft der Union breiten Raum einzunehmen. Hier dürfte aber schon allein die Frage, wer dem neuen Reformkonvent vorsitzt, Anlass zu Geschachere geben. Erste Erfolge Dem zwischen den EU-Staaten üblichen Basar ist allerdings schon ein brisantes Tauschgut abhanden gekommen: der Europäische Haftbefehl, bei dem der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi am Dienstag einlenkte. Das war wichtig, denn nicht nur der amtierende EU- Ratsvorsitzende Guy Verhofstadt hält den EU-Haftbefehl für ähnlich wichtig wie den Euro. Damit können sich die Europäer nun im Bereich Terrorbekämpfung in Laeken erster Erfolge rühmen. Umstrittene EU-Eingreiftruppe In einer anderen Frage, die den USA ebenfalls sehr am Herzen liegt, ist für den Gipfel aber noch Streit reserviert. Es geht um die EU-Eingreiftruppe - jene 60.000 Mann also, die künftig im Auftrag der Union friedenserhaltend tätig werden sollen. In Laeken wollen die Staaten feierlich verkünden, dass ihre jeweiligen Einheiten bereit stehen. Doch nun treiben die Griechen quer. Nach langen Verhandlungen unter Aufsicht der USA hatte sich das Nato-Land Türkei vor zwei Wochen einverstanden erklärt, der künftigen EU-Truppe Zugriff auf die Einrichtungen des Nordatlantikbündnisses zu erlauben. Dann machte aber Athen am Montag klar, dass es die Sicherheits- und Mitsprachegarantien, die Ankara im Austausch angeboten wurden, nicht akzeptieren wolle. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 13.12.2001)