Wien - Der klassische Terminkalender ist out, wer seine Daten und Termine fest im Griff haben will, setzt heute auf einen elektronischen Organizer, oder ein Hightech-Handy, dass diese Funktionalität auch gleich in sich trägt. Wobei es im Grunde genommen zwei völlig verschiedene Philosophien sind, die den User zu einer Communicator-artigen All-in-One-Lösung (Nokia war mit seinem Communicator der erste Anbieter solcher Systeme, weshalb der Begriff Communicator heute gerne als Synonym für alle Handy-Organizer-Kombinationen verwendet wird) oder zu zwei voneinander unabhängigen Geräten greifen lassen. Muskelkater Während der eine Benutzer so wenig Technik wie nur möglich mit sich herumschleppen und ein Gerät für alles benutzen will, fällt es dem anderen leichter, das Telefon am Ohr zu haben und gleichzeitig mit dem Organizer vor sich auf dem Tisch zu arbeiten. Außerdem sind die All-in-One-Geräte aufgrund der großen Bildschirme, die ein Organizer benötigt, um die Daten sinnvoll darstellen zu können, etwas unförmig und plump und sorgen vor allem bei Vieltelefonierern rasch für einen Muskelkater. Aus rein technischer Sicht sind die Unterschiede minimal, kommen doch in vielen All-in-One-Geräten dieselben Betriebssysteme wie in den reinen Organizern zum Einsatz: Das Ericsson R380s etwa arbeitet, um nur ein paar Beispiele zu nennen, mit Epoc, demselben Betriebssystem, das die Psion-Organizer antreibt, während das neue Siemens SX45 auf Microsofts Windows CE aufsetzt. Motorolas Accompli verfügt zwar über eine eigenentwickelte Software, doch ist diese wiederum sehr stark an den Palm angelehnt. Und viele reine Organizer lassen sich inzwischen auch zum All-in-One umrüsten: DER S TANDARD berichtete bereits über einen Praxistest mit dem Compaq iPaq-Organizer mit eingeschobenem Nokia Cardphone. Und auch für den Palm kommt demnächst ein Modul auf den Markt, das einfach auf den Winzling gesteckt wird und diesem dann zusätzlich Telefon-Funktionalität verleiht. Solche Lösungen bieten dem Endanwender freilich die höchste Flexibilität: Während All-in-One-Lösungen meist gegen das Aufspielen eigener Software abgesichert sind - die Gefahr ist zu groß, dass ein nicht hunderprozentig kompatibles Programm die Telefonfunktionen stört und das Gerät damit wertlos wird -, kann ein Windows CE- oder Palm-Anwender auf einen Pool von Tausenden Programmen zugreifen, die er auf seinem Westentaschengehirn laufen lässt. Betriebssysteme Auf dem Betriebssystem-Sektor haben sich zwei Produkte durchgesetzt: Zum einen PalmOS, wie es Palm selbst, aber auch beispielsweise Sony für seinen Clie benutzt. Zum anderen Windows CE, wie es die ohnehin schon eng an Microsoft gebundenen Computerhardware-Hersteller in ihre Handhelds eingebaut haben. Zwar findet man auch immer wieder exotische Lösungen, wie Handheld-Computer, die unter dem offenen Betriebssystem Linux laufen, doch sind diese eher in der Spezialisten- und Technik-Freaks-Ecke angesiedelt. Der britische Hersteller Psion hat sich mit Epoc aus dem Organizer-Geschäft mehr oder weniger zurückgezogen, doch lebt dieses System jetzt in den Communicators weiter. (Uwe Fischer-Wickenburg, DER STANDARD, Printausgabe 13.12.2001)