Zeitlich parallel zur Programmvorstellung der Wiener Festwochen brachte die Austria Presse Agentur ein Interview mit dem Staatsoperndirektor Ioan Holender, in dem dieser unter anderem seine Differenzen mit den Wiener Festwochen erläutert und seine Wünsche bezüglich des Theaters an der Wien anspricht. Nachfolgend jene Auszüge aus dem Interview, die diese Themenbereiche berühren. Wolfgang Huber-Lang/APA: Wie laufen Ihre Gespräche mit den Wiener Festwochen und derenneuen Musikdirektor Hans Landesmann? Holender : Zunächst hoffe ich, dass wir das Vereinbarte, nämlichden Da Ponte-Zyklus, auch zu Ende bringen können. Mit Luc Bondy binich im Einvernehmen, doch sein Geschäftsführer Wolfgang Wais bietetjetzt schlechtere Bedingungen als früher. Es gab 70/30Einnahmenteilung zwischen Staatsoper und Festwochen, nun will man60/40. Das entspricht nicht dem, was früher ausgehandelt war.Außerdem geht es noch um ein paar Kleinigkeiten - aber ich bin nichtder Mann, der bei Kleinigkeiten nachgibt. Für die drei Da Ponte-Opernhat die Staatsoper alles gemacht und bezahlt, die Planung, dieEngagements, die Proben. Nun fällt bei der Festwochen-Pressekonferenzdas Wort Staatsoper nicht einmal. Das ist unfair und entspricht nichtden Tatsachen. APA: Das klingt nach keinem guten Gesprächsklima. Holender : Wir beenden mit dem Da Ponte-Zyklus die Zusammenarbeitmit den Wiener Festwochen. Weitere Pläne gibt es nicht. Ich braucheeine Planungszeit von drei Jahren, wir müßten also jetzt über2004/2005 reden. Aber ich verstehe, dass die Festwochen ihre eigenenWege gehen und ihre eigene Dramaturgie haben. Im übrigen ist ja Dr.Landesmann auch Mitglied meines Aufsichtsrates - wir sind also imbesten Einvernehmen. Im Theater an der Wien kann ich mir aber eineStaatsopern-Bespielung auch außerhalb der Festwochen vorstellen. Wirsind mit Herrn Klausnitzer im Gespräch für "Orpheus und Eurydike" inder Saison 2003/2004. Aber es ist ja nicht einmal klar, wie lange dadie Festwochen dauern. Die sind ja nicht so fix wie Weihnachten oderOstern. APA: Weihnachten ist ein gutes Stichwort: Was würden Sie sich dennfür das Theater an der Wien vom Christkind wünschen, ganz unabhängigdavon, ob es diesen Wunsch erfüllen kann oder nicht? Holender : Man wünscht sich ja unter dem Weihnachtsbaum auchUnerfüllbares, Dinge, die größer sind als der Baum selbst. In diesemFall würde ich mir wünschen, dass das Theater an der Wien mit allenGeldern, die derzeit hineinfliessen - also Vereinigte Bühnen,Osterklang, Klangbogen, Staatsopern-Bespielung und Festwochen - derStaatsoper zugesprochen wird, genauso wie das Palais Garnier derBastille-Oper in Paris. Dann könnte die Staatsoper dort auch miteinem anderen Orchester als den Wiener Philharmonikern ein breites,dieser Stadt entsprechendes Opernrepertoire bringen. Doch das istunerfüllbar. APA: Und gibt es auch einen erfüllbaren Wunsch? Holender : Der kleine, realistische Wunsch wäre: Eine Bespielungdes Theaters an der Wien, für die keine elektroakustische Verstärkungvorausgesetzt werden muss. Beides zusammen, also etwa Oper undMusical, ist unendlich teuer. Es braucht klare Vorgaben. Meinpersönlicher Vorschlag wäre: Eine Produktion mit alter Musik, dieheute in ganz Europa junge Menschen interessiert, da wäre etwa einGastspiel der Innsbrucker Festwochen Alter Musik ideal. Dann könntendie Wiener Symphoniker jene Oper, die sie bei den BregenzerFestspielen erarbeiten, auch hier in Wien zeigen. Weiters sollte manim Sommer weiterhin Operette spielen, nicht zwölf, sondern siebzigMal. Zudem sollte jedes Jahr eine Arbeit aus den Bundesländern inWien gezeigt werden. Dazu könnte ich mir gut eine Produktion derFreien Gruppen vorstellen. Und dann würde ich gerne mit derStaatsoper eine Opern zeigen. (APA)