Zeit
Legendärer Morse-Versuch über Atlantik wiederholt
"Die wesentliche Frage war, ob Funkwellen durch die Krümmung der Erde gebremst werden"
London - Zur Feier der ersten transatlantischen
Funkverbindung vor genau 100 Jahren hat die britische Marine am
Mittwoch den legendären Morse-Versuch des Telefon-Pioniers Guglielmo
Marconi wiederholt: Mit einem ähnlichen Sender, wie ihn der Italiener
benutzt hatte, morsten Ingenieure den Buchstaben "S" (kurz - kurz -
kurz) vom englischen Cornwall über den Atlantik. Am 12. Dezember 1901 hatte Marconi in Neufundland - 2.000 Meilen
oder rund 3.200 Kilometer von Cornwall entfernt - erstmals genau
diesen Funkspruch aufgefangen. In Marconis Sende-Station in Poldhu in
Cornwall lägen die Wurzeln für Radio, Fernsehen und Internet, betonte
Debbie Peers vom National Trust, der dort ein Museum betreibt.
Die Frage ...
"Die wesentliche Frage war, ob Funkwellen durch die Krümmung der
Erde gebremst werden", erinnerte sich Marconi später. Er selbst sei
zwar überzeugt gewesen, dass dies nicht der Fall war. "Aber die
endgültige Antwort gab es erst nachmittags um halb eins, als ich das
'kurz - kurz - kurz' hörte." Ein erster Versuch einen Tag zuvor war
noch knapp gescheitert: Marconis Empfänger hatte zwar ein schwaches
Signal bekommen, starker Wind trug aber den Ballon davon, an dem die
Antenne befestigt gewesen war. Den Funkruf hatte er zuvor per
Untersee-Kabel von Mitarbeitern in Cornwall angefordert.
1907 gab es eine erste kommerzielle Funkverbindung über den
Atlantik, der bald weitere folgten. Zwei Jahre später wurde Marconi
mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Er teilte ihn sich mit
dem Deutschen Ferdinand Braun. Seinen Zeitgenossen musste Marconi
Fragen beantworten wie jene, ob er Botschaften vom Mars empfangen
könne. Darauf antwortete er indes nur trocken, er sei "ausreichend
damit beschäftigt, was auf der Erde passiert".
(APA)