Zeit
Gedenkstätte für Zwangsarbeiter in Leipzig eröffnet
Die deutsche Stadt hat sich zu ihrer historischen Verantwortung bekannt
Leipzig - Eine Gedenkstätte für ehemalige Fremd- und
Zwangsarbeiter des Naziregimes ist am Mittwoch in Leipzig auf dem
Gelände des ehemals größten Rüstungsbetriebs der Stadt, HASAG,
eröffnet worden. Frühere Zwangsarbeiter aus Slowenien, Polen,
Russland, der Ukraine und Tschechien legten Blumen an einem
Gedenkstein nieder. Sie waren einer Einladung von Leipzigs
Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee gefolgt. Allein 1944 lebten und
arbeiteten nach Angaben der Stadtverwaltung rund 60.000 ausländische
Arbeitskräfte im Raum Leipzig. Hinzu kamen etwa 14.000
Kriegsgefangene und mehr als 15.000 KZ-Häftlinge, die in von den
Nazimachthabern als kriegswichtig eingestuften Betrieben zur Arbeit
gezwungen wurden. Neben Rüstungsindustrie und Landwirtschaft gehörten dazu
alle Wirtschaftszweige, die zur Aufrechterhaltung der
Versorgungsinfrastruktur notwendig waren. Die Stadt Leipzig hatte
sich im Mai vergangenen Jahres mit einer Resolution ausdrücklich zu
ihrer historischen Verantwortung bekannt. Sie rief das Programm
"Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Leipzig" ins
Leben, das zur wissenschaftlichen und öffentlichen Aufarbeitung des
Themas dienen soll. Außerdem will die Stadt nach eigenen Angaben mit
dem Programm dazu beitragen, das diesen Menschen zugefügte Leid
anzuerkennen und sie gebührend zu würdigen. Im Rahmen des Programmes
traf am vergangenen Wochenende erstmals eine Gruppe ehemaliger
Zwangsarbeiter aus Osteuropa in Leipzig ein.
Jahresausstellung
Eine Jahresausstellung des Stadtarchivs mit dem Titel "Dem
Ostarbeiter und Polen zu allerletzt - Fremd- und Zwangsarbeit im Raum
Leipzig 1939 bis 1945" dokumentiert unterdessen noch bis zum Sommer
kommenden Jahres das Schicksal der Zwangsarbeiter und geht den Spuren
ihres erzwungenen Leipzig-Aufenthalts nach.
Nach Angaben der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"
liegen schätzungsweise rund 1,5 Millionen Anträge ehemaliger
NS-Zwangsarbeiter auf Entschädigungszahlungen vor. Bis Anfang 2002
werden demnach rund 600.000 ihre Entschädigungen erhalten. (APA/AP)