Washington - Während die US-Akademie der Wissenschaften am Mittwoch neuerlich vor globaler Erwärmung warnte und davor, dass sie sehr sprunghaft kommen könnte, haben andere Forscher, unter ihnen Nobelpreisträger Paul Crutzen, eine andere, gegenläufige Sorge: Die Luftverschmutzung durch Aerosole - das sind kleine Schwebteilchen - kann regional zu einer so starken Abkühlung führen, dass der "Wasserkreislauf in Gefahr" kommt. Das ist der erste Befund vierjähriger Analysen des "indoasiatic haze", einer drei Kilometer dicken Dunstglocke, die vor allem vom Verbrennen von Biomasse durch Menschen kommt und während der Trockenzeit weite Teile des Indischen Ozeans überschattet. Oben in der Atmosphäre wird es dadurch wärmer, unten an der Erdoberfläche hingegen kühler. Der Dunst fängt Sonnenstrahlung ab. Mit den Temperaturen sinkt die Verdunstung des Ozeanwassers. Das heißt quantitativ weniger Wolken und durch die Aerosole qualitativ andere Wolken: Die Schwebteilchen sind sehr klein, um sie herum bilden sich auch sehr kleine Tropfen, die fest zusammenhalten und die Wolken nicht verlassen. Wolken regnen nicht ab "Zwar sehen Wolken innerhalb und außerhalb der aerosolverschmutzten Bereiche ganz gleich aus", berichten die Forscher, "aber in den verschmutzten Bereichen regnen sie nicht ab." Das sorgt in Rückkoppelungen dafür, dass die Aerosole nicht aus der Luft gewaschen werden und dass die zunehmend trockene Vegetation am Erdboden immer leichter zu brennen beginnt und immer neue Aerosole in die Luft sowie Trockenheit auf die Erde bringt. Ergebnis sind die riesigen Waldbrände etwa in Indonesien, die halb Asien verdüstern. Das hat Folgen auch für die Wasserversorgung der Region, und nicht nur dieser: Es gibt weltweit viel "haze". (Science, Vol. 294, S. 2119) (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2001)