International
UNO-Mandat für Schutztruppe in Afghanistan kaum vor Wochenende
Designierter Regierungschef Karsai in Kabul eingetroffen
New York/Kabul/Berlin - Der Weltsicherheitsrat
dürfte sein Mandat für die internationale Schutztruppe in Afghanistan
nach Einschätzung diplomatischer Kreise in New York nicht vor dem
Wochenende beschließen. Grund dafür seien Unklarheiten zwischen
Amerikanern und Briten über die "Abstimmung der Kommandostrukturen",
hieß es am Mittwochabend am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New
York. Mit dieser Lesart ist die Abstimmung zwischen dem US-Militär auf
der Suche nach Terroristenführer Osama bin Laden auf der einen Seite
und der internationale Schutztruppe unter britischer Führung auf der
anderen Seite gemeint. Wegen der anhaltenden bilateralen Gespräche
zwischen den USA und Großbritannien nahm sich der Sicherheitsrat auch
bei seinen Beratungen am Mittwoch noch nicht des Mandats für die
geplante Truppe an.
Der designierte afghanische Ministerpräsident Hamid Karsai ist
unterdessen in der Haupstadt Kabul eingetroffen. Das teilte der
Präsidentenpalast mit. Karsai hielt sich bisher in der Gegend von
Kandahar auf. Die Interimsregierung unter Karsai soll ihre Arbeit am
22. Dezember aufnehmen.
Der neue EU-Beauftragte für Afghanistan, Klaus-Peter Klaiber, hat
sich dafür ausgesprochen, Bin Laden nach einer möglichen Ergreifung
vor ein internationales Gericht zu stellen. Bin Laden müsse "nicht
notwendigerweise" vor ein US-Kriegsgericht, sagte Klaiber am
Mittwochabend im Nachrichtensender n-tv. Ein mit internationalen
Richtern besetztes Gericht halte er für besser, da Terrorismus "ein
internationals Problem" sei. Der neue EU-Beauftragte sprach sich
erneut für eine zunächst kleine UNO-Friedenstruppe in Afghanistan
aus. Es bedürfe in dieser Frage "einer großen Portion
Fingerspitzengefühl". Wichtig sei nun zudem, rasch geordnete
staatliche und wirtschaftliche Strukturen in dem vom Krieg zerstörten
Land zu schaffen.
Klaiber war am Montag von den EU-Außenministern zum neuen
EU-Sonderbeauftragten für Afghanistan berufen worden. Er soll in
enger Abstimmung mit dem UNO-Beauftragten Lakhdar Brahimi die
Einsetzung der geplanten Übergangsregierung in Kabul unterstützen. (APA/dpa/AP/AFP)