Frankfurt - Gestützt auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr 2002 mit einer Konjunkturwende in der Währungsunion. 2003 könnte es dann in Euroland wieder zu einem realen Wachstum zwischen 2,0 und 3,0 Prozent kommen, prognostiziert die EZB in ihrem Dezember-Bericht. Die weltweite Konjunkturabkühlung mit negativen Auswirkungen auf die Exporte, Investitionen und die Lagerhaltung dürfte die wirtschaftliche Entwicklung allerdings im kommenden Jahr noch belasten. Für 2002 gehen die Volkswirte der Zentralbank nur von einer durchschnittlichen Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Euroraum von 0,7 bis 1,7 Prozent aus. Dem auslaufenden Jahr 2001 wird nur noch ein Wachstum zwischen 1,3 und 1,7 (2000: 3,4) Prozent zugetraut. Die günstigen Perspektiven stützt die EZB auf eine Erholung der Weltwirtschaft im kommenden Jahr, "die 2003 zu wieder hohen Jahreswachstumsraten führen wird". Das weltweite BIP außerhalb des Euroraums wird nach Einschätzung der Notenbank 2003 wieder auf rund 4 (2002: 1,5) Prozent zunehmen. Impulse durch Exporte Der wichtigste Impuls für die europäische Konjunkturaufhellung wird nach Darstellung der EZB-Volkswirte von den Exporten ausgehen. "Mit einer relativ raschen Erholung wird im Verlauf von 2002 gerechnet." Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen könnten nach einem Plus von 0,3 bis 3,5 Prozent im nächsten Jahr 2003 wieder einen Zuwachs von 4,0 bis 7,2 Prozent erreichen. In ihren wirtschaftlichen Projektionen weist die EZB darauf hin, dass die Unsicherheiten von Prognosen zum gegenwärtigen Zeitpunkt "ungewöhnlich groß" sind. Dies gelte immer in Phasen konjunktureller Wendepunkte. Darüber hinaus hätten die Terroranschläge vom 11. September die Unsicherheit zusätzlich verstärkt. Die negativen Faktoren, die 2001 die Weltwirtschaft belasteten, ließen aber in ihrer Wirkung nach. "Dennoch ist nicht auszuschließen, dass sich das internationale Umfeld ungünstiger als angenommen entwickelt oder dass es bei einem raschen Abklingen der internationalen Spannungen zu einer lebhafteren Erholung kommen könnte." In ihrer Prognose unterstellte die EZB weiterhin niedrige Ölpreise in US-Dollar. Der Durchschnittspreis dürfte 2002 um 24 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen und 2003 nur um 3 Prozent zunehmen. Dies trage auch zur Preisstabilität im Euroraum bei. Nach einer prognostizierten Bandbreite von 1,1 bis 2,1 Prozent im nächsten Jahr sei auch 2003 nur mit einem Anstieg der Verbraucherpreise in Euroland zwischen 0,9 und 2,1 Prozent zu rechnen. Auch bei den Konsumausgaben sieht die EZB eine Erholung für 2003 in der Größenordnung von plus 1,5 bis 3,1 Prozent. Im kommenden Jahr sei von einer Zunahme der privaten Nachfrage zwischen 1,2 bis 2,2 Prozent auszugehen. "Die Konsumausgaben leisten den größten und stabilsten Beitrag zum realen BIP-Wachstum im Projektionszeitraum, was ein immer noch relativ kräftiges Wachstum der real verfügbaren Einkommen widerspiegelt." Dieser Trend dürfte von den Steuersenkungen in mehreren Ländern und dem Rückgang der Inflation gestützt werden. (APA/dpa)