Es war so etwas wie ein Probelauf, was vergangene Woche in einer alten Fabrikshalle im 20. Wiener Gemeindebezirk vor sich ging: Der österreichische Modedesigner Markus Strasser zeigte seine erste, eigenständige Kollektion. "Anstatt damit gleich ins Ausland zu gehen, wollte ich zuerst einmal sehen, wie das überhaupt ist und vor allem auch, wie es in Wien funktioniert", erklärt der 27-Jährige, der die renommierte Modeklasse der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen absolvierte. Markus Strasser ist im vergangenen Jahr von Antwerpen nach Wien zurückgekehrt und nun gemeinsam mit Andreas Bergbaur Assistent des belgischen Designers Raf Simons an der Modeklasse der Angewandten.Natürlich habe auch der Kostenfaktor für Wien als Veranstaltungsort gesprochen, sagt Strasser, denn in Paris wäre die Organisation einer Show um einiges teurer geworden. Gekostet hat es ihn auch so genug, nämlich rund 250.000 Schilling (18.168 Euro), alles miteingerechnet, vom Stoffeinkauf für die Kollektion bis zur Lichtanlage für den Laufsteg. Ein Probelauf war das also, und ein sehr gelungener dazu, ein Modeevent mit internationalem Anspruch, was für österreichische Verhältnisse ja doch ziemlich erstaunlich ist. Neben der perfekten Inszenierung sorgte dafür nicht zuletzt die Anwesenheit von so respektablen Fashion-Insidern wie Kuki de Salvertes vom Pariser Pressebüro Girault-Totem (vertritt unter anderem die belgischen Modegrößen Olivier Theyskens und Veronique Branquino sowie das österreichische Designer-Duo Wendy & Jim), des belgischen Starfotografen Berd Houbrechts - und natürlich des Modeprofessors Raf Simons. Markus Strassers erste Kollektion trägt den Namen eines Models: Lara Stättner ist ein 14-jähriges Mädchen, das Mode auf dem Laufsteg vorführt. Ihr Porträt war auf den Einladungskarten zur Show zu sehen: die rechte Gesichtshälfte geschminkt und so jung, wie sie in Wirklichkeit ist, die linke mit Make-up und Computer auf reif gestylt. Um den Prozess, der vom Mädchen zur Frau führt, um die Grenze, wo Weiblichkeit beginnt, ging es Strasser mit seinen Entwürfen. "Wir wollten die Entwicklung einer Frau von der 15-Jährigen bis zur 35-Jährigen zeigen." Auf dem Laufsteg war das nicht nur am Make-up abzulesen - vom "ungeschminkten" ersten Model bis zum komplett geschminkten letzten -, sondern natürlich auch an den sehr sorgfältig gearbeiteten Kleidern: von einfachen, reduzierten Stücken über experimentellere Teile bis zu sehr weiblichen Entwürfen, ebenso in der Farbgebung, von dunklen zu hellen Farben. Die komplette Kollektion, die Strasser mit einem Team von vier Frauen in drei Monaten erarbeitet hat, variiert im Grunde ein Thema - das der Drapierung. "Wir haben ein sehr weibliches Detail gesucht", erzählt Strasser, "und haben eben dann das der Drapierung gefunden". Was macht man nun als Designer aus so einem geglückten Event? Markus Strasser ist da eher der vernünftigen Sorte zuzurechnen. "Für mich wäre es interessant, z.B. einen Laden in Österreich zu haben, der meine Sachen verkauft", meint er. Er wolle es ohnehin lieber ,sicher' angehen - und im übrigen könne man es ohnehin nicht aussuchen, ob man nun ein Shooting-Star werde oder etwas Anderes. Aus dem bei der Show gewonnenen Material sollen nun Kataloge und Videos hergestellt und an ,wichtige Leute' des Modebusiness wie internationale Einkäufer oder Journalisten geschickt werden. Damit die einmal wissen, wer der Markus Strasser ist. derStandard/rondo/14/12/01