Mit der Rolle des kleinen, erfrischenden Gläschens davor wolle man sich einfach nicht mehr zufrieden geben, beschreibt Gerhard Leitner, Verkaufsmanager des biermäßigen Marktführers Brau Union, die Motivation seines Unternehmens, dem Biergenuss jetzt auch eine feinschmeckerische Seite abgewinnen zu wollen. Der erste Schritt in diese Richtung war der Versuch eines Bier-Vokabulars nach Vorbild der Weinsprache, was in weiterer Folge zu einer intensiveren und besseren Wahrnehmung des Getränks führen soll. Der zweite Schritt bestand aus einem Seminar, in dem fünf junge Köche - Alexander Mayer (Theatercafé), Barbara Novak (Hilton-Plaza), Marco Simonis (Frederik's Catering), Oliver Hoffinger (Kochwerkstatt) und Christian Voithofer (Chrinor) - mit den diversen Bieren der Brau Union konfrontiert wurden und sich überlegen sollten, was da wohl an Speisen dazupassen könnte. Wobei Bratwurst & Co. eher ausgespart bleiben sollten.Also gab's zum Märzen von Gösser und zum Wieselburger Spezial die Gänseleber mit Honigquitten, das Maishendl in Mohn-Tempura, die mit Petersilie gebackene Taubenbrust auf montierter Steinpilzmilch und die Rehkeule mit Heidelbeer-Kaiserschmarren. Ähnlich verfahren wurde dann auch noch mit einem dunklen Bier, einem Pils und einem Weizenbier, die in Kombination etwa mit Lachsfilet mit Grapefruit-Shiitake-Gröstl, mit Rote-Rüben-Risotto und Alba-Trüffel oder pochiertem Hummer auf geliertem Kürbisgemüse und Honigchili verkostet wurden. Das Ergebnis fiel eher ernüchternd aus. Bis auf ein paar Verblüffungen, dass die eine oder andere Kombination gar nicht so schlecht ausfiel, war es doch eher eine Übung der mühsamen Art - gegen das Hopfenbittere und die Kohlensäure hatte kaum ein zarteres Aroma eine Chance, mageres Fleisch sperrte sich gegen das Bier überhaupt komplett. Aber wenn's dabei geholfen hat, zu erkennen, dass man mit der Rolle als Aperitif oder als Begleiter zu Gulasch, Wurst und Gröstl absolut gut beraten ist, wurde ja immerhin auch schon was erreicht. floh derStandard/rondo/14/12/01