International
Klärung der Anthrax-Attacken wird zur Groteske
Sichergestellte Milzbrandsporen sollen mit US-Beständen ident sein
Washington - Eine Einrichtung der US-Armee für
biologische und chemische Kriegsführung im Bundesstaat Utah hat seit
mindestens 1992 waffenfähige Milzbrandsporen entwickelt. Proben der
Sporen seien mehrfach zwischen dem Versuchsgelände Dugway und Fort
Detrick im Bundesstaat Maryland transportiert worden, berichtete die
"Washington Post" am Donnerstag. In Fort Detrick befindet sich ein
medizinisches Forschungszentrum der US-Armee.Fünf tödliche Infektionen
Die Milzbrandsporen aus Utah gehörten dem Bericht zufolge zum
Ames-Bakterienstamm - ebenso wie jene Sporen, die in den USA per
Brief verschickt wurden und mit denen sich fünf Menschen tödlich
infizierten. Die "Washington Post" beruft sich in ihrem Bericht auf
Regierungskreise und zitiert aus Frachtdokumenten. Danach wurde die
letzte Sendung mit Milzbrand-Sporen am 27. Juni vom Dugway
Versuchsgelände, das rund 130 Kilometer von Salt Lake City entfernt
liegt, nach Fort Detrick geschickt. Am 4. September sei sie von dort
wieder zurück gesandt worden.
Die Armee teilte der Zeitung mit, sie könne den Verbleib aller bei
ihr hergestellten Milzbrand-Sporen nachweisen. Sie arbeite mit der
US-Bundespolizei FBI zusammen, die wegen der Milzbrandanschläge im
September und Oktober ermittelt. Das FBI äußerte sich dem Blatt
zufolge nicht zum Dugway-Forschungsprogramm.
US-Regierung räumt Fehler ein
In dem Bericht aus Dugway räumt die US-Regierung nach Angaben der
"Baltimore Sun" erstmals ein, nach ihrer Absage an Biowaffen 1969 ein
Pulver mit dem lebensgefährlichen Erreger entwickelt zu haben. Die
Wissenschaftler hätten dabei erklärt, seit 1992 in kleinen Mengen
Anthrax-Material in trockener Form produziert zu haben, um
Möglichkeiten der Abwehr von Angriffen mit Biowaffen zu erforschen.
Der "Washington Post" zufolge handelt es sich dabei um denselben
Erreger-Typ, wie er in den Milzbrand-Briefen in New York, Washington,
Connecticut, New Jersey und Florida gefunden wurde. Bakterien vom Typ
"Ames" wurden allerdings in zahlreichen amerikanischen Labors
verwendet.
Genaue Erfassung
Alle Anthrax-Proben seien genau erfasst worden, hieß es in dem
Bericht der Wissenschaftler. Bis zu den Milzbrand-Anschlägen der
vergangenen Monate, denen fünf Menschen zum Opfer fielen,
verschickten die Forscher in Dugway die Bakterien mit einem privaten
Postdienst in das Armeezentrum in Fort Detrick im US-Staat Maryland.
Sie seien allerdings in nasser Form gesandt worden, um die Risiken
möglichst klein zu halten.(APA/Reuters/AP)