+ + + PRO Daniel Glattauer Wenn's einem schlecht geht, und ein Freund sagt: "Wird schon werden", dann geht's einem gleich ein bisschen besser, finden Sie nicht? "Wird schon werden" ist freilich eher allgemein gehalten. Klingt nach plumper Vermutung. Und was genau werden wird, geht daraus eigentlich nicht sehr klar hervor. Wenn sich nun ein mühsames Jahr gefrierend regnerisch dem Ende zubeugt, und man darf nicht einmal seine letzten paar Schilling behalten, weil sie einem quasi im Hosensack ungültig werden, dann sehnt man sich nach einer ganz gehörigen Portion "Wird schon werden". Völlig richtig: Man braucht dringend ein Jahreshoroskop, das einem Mut auf zwölf Monate mehr davon macht. Denn da heißt es: Jänner bis März dank Mars - beruflicher Aufschwung. (Sofort Stellenangebote studieren.) April bis Juni zu Verdiensten der Venus: "Ein neuer Herzenspartner tritt in Ihr Leben." (Hoffentlich verträgt er sich mit dem alten.) Juli bis September unter heftigem Einfluss des Mondes - praktisch durchgehend Sex. (Sehr fein, Joggen war ohnehin schon ein bisschen langweilig). Oktober bis Dezember zu Ehren des Neptun: "Sie treffen wichtige Entscheidungen." (Doch wieder mehr joggen?) Dazwischen bringt das Horoskop dank Saturn und Pluto noch zwei Erbschaften und drei Lotto-Sechser unter und verspricht, so wahr es Jupiter gibt: "Sie lernen eine interessante Person kennen, die Sie weiterbringen wird." Autohändler? Kreditvermittler? Konkursverwalter? Psychotherapeut? - Egal. Die guten Nachrichten gehören prognostizierend spekulierend zelebriert. Die schlechten treffen dann ohnehin ungefragt ein.
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- - - CONTRA Harald Fidler Gegen Großmeister des Kolumnierens zur Linken hilft nur eines: beinharte Recherche. Dort, wo nur noch die unerschütterlichste Auswahl der Härtesten durchkommt: in den Jahreshoroskopen von News , Krone und Kurier . Gut, dass ich die Prognosen für 2001 erst jetzt in die Finger bekomme. Was hätte ich nicht bibbernd ausgelassen! So weiß ich erst jetzt: Ich habe beinahe alles falsch gemacht. Und möchte keine Sekunde davon missen. Über die "vernunftbetonte" Jungfrau ( Kurier ), brauchen wir uns nicht weiter wundern. Frau Helga wiederum behauptete ernsthaft, meine "Sparpläne" für 2001 seien "hervorragend". Ich verneine jede Beteiligung, ehrlich. Gut auch, dass ich von Frau Rogers nicht erfahren habe, dass Atemwege aus Prinzip einer meiner Schwachpunkte sind, heuer kamen "Hüft- und Schulterbereich" dazu. Vor allem, seit ich Sommer 2000 das Rauchen ein- und die Lehne meines Schreibtischsessels senkrecht stellte. Selbiges Licht unter den Sternendeutern verriet mir zudem (ohne damals weiter beachtet zu werden): "Liebe. Es geht oft auf und ab." Das allerdings tut es, seit ich erahnen konnte, was man unter zeugungsfähigem Alter verstehen mag. Den Wahrheitsgehalt von "Jungfrauen erwartet im Jahr 2001 Stabilität für ihre Partnerschaft" möchte ich ebenso wenig kommentieren wie "Sex-Protze sind Jungfrau-Geborene für gewöhnlich nicht" (beides News ). Dann doch lieber Kurier : "Im September verliebt sich mancher Single Hals über Kopf." Das freilich ging auch ohne Jahreshoroskop ganz wunderbar. derStandard/rondo/14/12/01