Wien - Draußen, in der Kälte vor der Aufbahrungshalle, konnte man jedes Wort verstehen, das drinnen ins Mikrofon gesprochen wurde. Nur sehen konnte man nicht, wer da mit leicht oberösterreichischer Färbung so freundlich über Anton Benya sprach. Ah so, das ist Christoph Leitl, der Präsident der Wirtschaftskammer, der sich an seine letzte Begegnung mit Benya erinnert. Daran, dass er ihm gesagt hat: "Steht zusammen und führt die Sozialpartnerschaft in diesem Land fort!"

Wäre es keine Trauerfeier, die gut 1000 Menschen, die der Zeremonie beiwohnten, hätten applaudiert. Schon gar als Leitl sagte: "Wer heute stolz auf Österreich ist, ist auch stolz auf Anton Benya."

Mitsingen kann man wenigstens. Wenn man den Text kennt von "Die Gedanken sind frei", was nach Leitls Rede aufgeführt wird. Und selbst im klassenkämpferischen Lied "Die Arbeiter von Wien" vermeinte man Sehnsucht nach Harmonie herauszuhören.

Aber die Sozialpartnerkultur funktioniert eben nicht mehr wie früher, machte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch klar: "Heute wird diese Erfolgsgeschichte niemand kritisieren. Aber morgen werden sie wieder erklingen, die Stimmen der Kritiker, die nur die Marktwirtschaft und die Zurückziehung der Politik aus der Gestaltung der Lebensumwelt für Menschen in unserem Lande zugunsten egoistischer Ziele von Gruppen oder Einzelnen fordern." (cs/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 14. 12. 2001)