Suva Reka - Bestenfalls für ein Kopfschütteln sorgen jüngste Berichte, dass der Kosovo nun als "minenfrei" betrachtet werden könne, bei Kampfmittelbeseitigern der KFOR und mit der Minenräumung beauftragten zivilen Firmen. Zwar seien die registrierten Felder mittlerweile nahezu zur Gänze beseitigt: "Im ganzen Kosovo gehen aber sicher Tausende Minen ab", schätzt der Kommandant der österreichischen EOD-Einheit (EOD = Explosive Ordnance Disposal) zur Kampfmittelbeseitigung und EOD-Verbindungsoffizier zum Kommando der multinationalen Brigade Süd in Prizren, Oberstleutnant Martin Benesch. "Die meisten bekannten Minenfelder der Jugoslawischen Volksarmee wurden tatsächlich geräumt. Es gibt aber nach wie vor einzelne Bereiche, wo gemeldete Felder noch nicht beseitigt wurden." Dies hänge auch mit den Aufträgen der KFOR zusammen, die eine Beseitigung primär zum eigenen Schutz vorsieht. "Was mit den Minenfeldern passiert, die für die KFOR keine Bedrohung darstellen, ist noch offen." Zivile Minenräumexperten ziehen ab Am 15. Dezember ziehen sich die im Auftrag des UNMIK-Mine Action Coordination Center (MACC) tätigen NGOs und zivilen Unternehmen aus dem Kosovo zurück. Ihre Arbeit sollen dann einheimische Kräfte übernehmen, die derzeit ausgebildet werden. Auf Brigade-Ebene arbeitete das MACC seit 1999 mit "Senior Partners" aus dem privaten Bereich zusammen, die ihrerseits die Minenbeseitigung durch NGOs und andere Partner steuerten, die Einhaltung von Qualitätsstandards überwachten und vor allem die Felder dokumentierten. "Ich bedaure es zutiefst, dass UNMIK-MACC abzieht", so Benesch: "Das Problem ist nun, wer die Daten betreut." Im Bereich der Multinationalen Brigade Süd (MNB South), in deren Einzugsgebiet sich auch das österreichische Kontingent befindet, war der Brite Tony Thompson als Program Manager von Defence Systems Limited (DSL) mit dieser Aufgabe betraut. Am vergangenen Samstag hat er seinen letzten Bericht an UNMIK abgeliefert. Alleine mit seinen Teams hat er 89 Minenfelder der Jugoslawischen Volksarmee geräumt, "in einigen davon fanden wir über 100 Minen". An kolportierten Zahlen von unter 3.000 zerstörten Minen hegt er Zweifel: Seit 1999 hat er mit seinen Mitarbeitern 1.002 Sprengsätze lokalisiert und zerstört. "Erfolgreicher Einsatz" Der Einsatz im Kosovo sei für ihn "bisher der erfolgreichste" gewesen, sagt Thompson, der seit zehn Jahren im Bereich der Kampfmittelbeseitigung tätig ist: Was die Situation im Kosovo erleichtert, ist die im Gegensatz etwa zum Bosnien-Krieg verhältnismäßig kurze Dauer der Kämpfe und die Begrenzung der Verminungen auf ein beschränktes Gebiet. Während der Arbeiten wurden zwei seiner Männer schwer und einer leicht verletzt - alle Unfälle ereigneten sich in nicht offiziell gemeldeten Feldern. Im Lager des Österreichischen KFOR-Bataillons in Suva Reka ist das zehn Mann starke EOD-Element stationiert, das zu Einsätzen in den gesamten Raum der MNB South gerufen wird: "Im Durchschnitt muss täglich ein Team ausfahren", schildert Stabswachtmeister Herbert Weißböck. Im Gepäck sind jeweils der rund 40 Kilogramm schwere Spezialanzug und bei besonders brisanten Missionen auch "TEODOR", ein fahrbarer, ferngesteuerter Roboter mit eingebauten Kameras. Das rund zwei Millionen Schilling teure High-Tech-Gefährt soll im Ernstfall das Team vor Schaden bewahren. Trainiert werden regelmäßig auch Spezialeinsätze wie die Rettung von Menschen aus der Gefahrenzone mit dem Helikopter. (APA)