Brüssel/Wien - Die EU-Kommission will die Kooperation zwischen AUA und Lufthansa nicht stören. Mit einer Reihe von Auflagen hätten die Unternehmen die Bedenken von Wettbewerbskommissar Mario Monti ausgeräumt, geht aus einer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU am Freitag hervor. Die beabsichtigte Freistellung von den EU-Wettbewerbsbestimmungen gilt zunächst für sechs Jahre. Innerhalb der kommenden 30 Tage können "sonstige Betroffene" Einwände vorbringen. Unter diesen Umständen, und soweit neue Anbieter die erforderlichen Verkehrsrechte auf Wunsch erhalten, beabsichtigt die Kommission die Freistellung der angemeldeten Zusammenarbeitsvereinbarung, heißt es. "Ergebnis gemeinsamer Bemühungen Bei der AUA wurde die Entscheidung der EU-Kommission mit Freude aufgenommen. Es handle sich um das "Ergebnis unserer gemeinsamen Bemühungen, hier zu einer Lösung zu kommen", sagte AUA-Sprecher Ralph Preclik. Im Frühjahr 2000 ist die AUA formell dem Luftfahrtbündnis Star Alliance um die deutsche Lufthansa beigetreten. Die EU-Kommission äußerte wiederholt Bedenken wegen einer befürchteten Dominanz der beiden Airlines im Luftverkehr zwischen Deutschland und Österreich. In monatelangen Verhandlungen mit der Kommission haben sich AUA und Lufthansa zu einer Reihe von Auflagen verpflichtet. Auflagen Auf Wunsch müssen AUA und Lufthansa bis zu vierzig Prozent ihrer Start- und Landerechte an Wettbewerber abtreten. Auf Wunsch müssen diese Fluggesellschaften auch in das gemeinsame Vielfliegerprogramm Miles & More aufgenommen werden. Außerdem wird beiden Partnern vorgeschrieben, den neuen Anbietern für eine gewisse Zeit keine Konkurrenz auf neu aufgenommenen Strecken zu machen. Zudem sind AUA und Lufthansa in ihrer Möglichkeit, neue Anbieter preislich zu unterbieten, eingeschränkt. Auf Wunsch müssen AUA und Lufthansa neuen Bewerbern außerdem Kontingente von bis zu 15 Prozent ihrer Sitzplatzkapazität einräumen. Nicht überraschend Für Analysten heimischer Banken kommt die Entscheidnug der EU-Kommission nicht überraschend. "Alles andere hätte unabsehbare Auswirkungen nach sich gezogen", sagte die Analystin der Erste Bank, Irene Langer, dem S TANDARD . "Die AUA ist auf eine Allianz angewiesen." Ein entscheidender Grund für die Freistellung war die Tatsache, dass auch andere Fluggesellschaften Routen zwischen Österreich und Deutschland fliegen. Die Kommission hatte AUA und Lufthansa aufgefordert, Mitbewerber für diese Verbindungen zu finden. Die Air Alps mit Unternehmenssitz in Bozen und die slowenische Adria Air bedienen nun solche Routen. Gespräche mit British Airways, Alitalia und Iberia waren zuvor gescheitert. Während AUA und Lufthansa derzeit insgesamt 1128 Verbindungen zwischen Deutschland und Österreich fliegen, ist Air Alps zurzeit dreimal täglich zwischen Wien und Stuttgart unterwegs. Die Air Adria fliegt seit 5. November zweimal täglich die Verbindung Wien-Frankfurt. (APA, stro, DER STANDARD, Printausgabe 15.12.2001)