Wien - Für die Kapitalmarktexperten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) wird Zentral- und Osteuropa von der Rezession - mit Ausnahme des "schwarzen Schafes" Polen - verschont bleiben. Die Analysten leiten daraus entsprechende Fantasien für die Börsen der Region ab. Es stecke großes Potenzial in der Region, speziell für Aktien, urteilte der RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek auf einer Presseveranstaltung am Freitag in Wien. Die Region werde 2002 das dritte Jahr in Folge mit realem Wachstum erleben, es gebe keine Indikatoren, nach denen eine Rezession bevorstehe.Wachstumsschere zwischen Zentral- und Osteuropa geht weiter auf Die Schere zwischen dem Wachstum in Zentral- und Osteuropa und der EU wird laut Brezinschek weiter aufgehen. Verglichen mit den Wachstumsprognosen für die Region nimmt sich die RZB-Schätzung für die EU mit plus 0,7 Prozent im kommenden Jahr tatsächlich sehr bescheiden aus. Für den "Musterschüler unter den EU-Kandidaten" Ungarn wird 2002 mit 3,5 Prozent Wachstum nach heuer 3,9 Prozent gerechnet. Ein Steuerpaket sollte den Wachstumsmotor, den inländischen Konsum, weiter stimulieren. In Tschechien werde sich neben der starken Nachfrage privater Haushalte die von ausländische Direktinvestitionen getriebene rege Investitionstätigkeit in einem BIP-Wachstum von 3,2 Prozent nach heuer 3,5 Prozent zu Buche schlagen, gibt sich der RZB-Chefanalyst überzeugt. Einzig in Polen steht die Konjunkturampel gemäß der RZB-Prognosen auf Rot. Das BIP soll im kommenden Jahr um 1,0 Prozent schrumpfen nach einem 1,1-prozentigem Wachstum 2001. Gründe für die schwache ökonomische Performance ortet Brezinschek in einem Exporttief, das wegen der schwachen Konjunktur in der EU und des festen Zloty noch anhalten dürfte. Das hohe Zinsniveau belaste die Konsumtätigkeit, was sich auf Grund niedriger Steuereinnahmen in hohen Budget-Defiziten niederschlage. Die Empfehlungen der RZB, die "Top-Picks für 2002", konzentrieren sich auf die Branchen Banken, Telekom, Öl, Pharma und einen "Medienvertreter". Dazu zählen in Ungarn der Ölkonzern MOL (Empfehlung strong buy, Kurspotenzial 40 Prozent), der Pharmakonzern Gedeon Richter (buy, 35 Prozent) und die OTP Bank (buy, 20 Prozent). Neben den russischen Ölkonzernen Yukos (buy, 30 Prozent) und Sibneft (buy, 25 Prozent) werden Hansabank (strong buy, 32 Prozent) in Estland und das kroatische Pharmaunternehmen Pliva (strong buy, 25 Prozent) den Investoren nahe gelegt. Die tschechische Cesky Telekom (buy, 30 Prozent), das Medienunternehmen Agora (buy, 45 Prozent) und der spekulative Telekomwert Elektrim (Empfehlung wird überarbeitet, laut RZB "kein Witwen- und Waisenpapier") in Polen vervollständigen die RZB-Favoriten. (APA)