Geschlechterpolitik
Linzer Frauenhaus ist erstmals bis oben voll
Zur Weihnachtszeit kehrten die Frauen früher "des Friedens willen" nach Hause zurück
Linz - Weihnachten steht vor der Tür und das Linzer
Frauenhaus ist erstmals seit seiner Gründung vor 20 Jahren "gesteckt
voll". Wie Geschäftsführerin Grete Rackl der APA berichtete, seien
die Misshandelten heuer offensichtlich nicht mehr bereit, nur wegen
der "weihnachtlichen Idylle" zu ihren Männern zurückzukehren. Auch
die Jahresstatistik spreche Bände: Noch nie waren so viele Kinder im
Haus, auch werde die Gesamtzahl an aufgenommenen Frauen heuer die
Höchstzahl erreichen, prognostizierte Rackl."Um des Familienfriedens willen"
Bisher sei es immer so gewesen, dass die meisten der gepeinigten
Frauen gegen Weihnachten eher bereit waren, zu ihren Männern
zurückzukehren - um des "Familienfriedens willen". Warum das heuer
anders ist, sei "nicht wirklich logisch zu erklären", so Rackl.
Gerade zu den Feiertagen - wenn die Familie viel Zeit zusammen
verbringt - komme es verstärkt zu Gewalttaten. Offensichtlich seien
die Frauen heuer nicht bereit, sich das von ihren Männern gefallen zu
lassen.
2001 höchste Gesamtzahl der Aufnahmen
Erstmals seit 20 Jahren waren heuer insgesamt über 100 Kinder mit
ihren Müttern im Linzer Frauenhaus, berichtete Rackl. Der Grund liege
darin, dass viele Frauen mit mehreren Kindern im Frauenhaus Zuflucht
suchten. Insgesamt werde die Gesamtzahl der Aufnahmen 2001 so hoch
wie noch nie sein, prognostizierte Rackl. Und das, obwohl das Gebäude
im ersten Halbjahr drei Monate lang umgebaut wurde und zu dieser Zeit
fast niemand eingezogen ist.
"Frauen lassen sich von ihren Männern nicht mehr alles gefallen,
sie haben ein neues Selbstbewusstsein entwickelt und sind
selbstständiger geworden", erklärte Rackl. Außerdem: Würden sich die
Männer besser unter Kontrolle haben, wären Einrichtungen wie diese
gar nicht notwendig. Auch wenn das Frauenhaus aus allen Nähten platzt
- "jede Misshandelte findet bei uns Schutz und es wird ihr sicher
geholfen", betonte Rackl. (APA)