Berlin - Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat eingeräumt, dass es bei der von ihm seit über 13 Jahren geleiteten ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" auch "Opfer" gegeben habe. "Natürlich gab es solche Fälle", sagte Reich-Ranicki in einem Interview mit der "Welt" (Samstagausgabe) unmittelbar vor der Ausstrahlung der letzten Folge aus Schloss Bellevue am Freitagabend. "Wir haben im Quartett viele Bücher ungünstig beurteilt. Aber das liegt in der Natur der Sache." Von 100 Romanen seien 95 schlecht, 4 schwach und der 100. vielleicht gut. "Man muss den Mut zur Übertreibung haben." Sonst wären die Zuschauer als Opfer zu beklagen gewesen. "Schon Fontane schrieb: "Schlecht ist schlecht, und es muss gesagt werden." Seine Bemühungen seien beinahe 14 Jahre lang gezielt dahin gegangen, "zu verhindern, dass aus dem Literarischen Quartett ein germanistisches Seminar wird". Wer versuche, ein Literaturseminar im Fernsehen zu senden, werde feststellen, dass 95 Prozent der Zuschauer nach 5 Minuten abschalten. (APA)