Wien - Voll im Sinn von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) war der sonntägige Aufruf von Notenbank-Gouverneur Klaus Liebscher, in Österreich zur Konjunkturstützung die Öffnungszeiten im Handel zu verlängern. Der private Konsum sei "die" Konjunkturstütze, sagte Bartenstein am Freitag zur APA. Auch die Stimmen aus grenznahen Bundesländern würden immer lauter: der zunehmende Kaufkraftabfluss nach Ungarn, Slowenien und Tschechien sei "das Gegenteil von Konjunkturunterstützung für unsere Wirtschaft". Er warte vor einem neuen Vorstoß jetzt "auf Bewegung beim Koalitionspartner", sagte der Minister am Freitag. Ein Vorschlag von FP-Wirtschaftssprecher Thomas Prinzhorn, der sich vor zwei Wochen öffentlich für eine Ausdehnung der wöchentlichen Ladenöffnungszeit von jetzt 66 auf 72 Stunden, in einem Rahmen von 5 bis 21 Uhr, ausgesprochen hatte, war für den Minister "eine Verhandlungsgrundlage", wenn auch nicht ganz das, was er, Bartenstein, unter der Liberalisierung verstehe. Diese Position Prinzhorns war beim Koalitionspartner jedoch nicht nachhaltig zu halten, vermutet Bartenstein. Liebscher: "Signal setzen für mehr Flexibilität" "Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir damit das Konsumverhalten ankurbeln?", fragte Nationalbankchef Liebscher zuletzt mit Blick auf die anhaltende Konjunkturstagnation in Österreich. Freiere Ladenöffnungszeiten würden aus Sicht des Gouverneurs ein "Signal setzen für mehr Flexibilität und eine liberale Einstellung". "Wer zuletzt dereguliert, überlässt die Liberalisierungsrendite den anderen", warnte Bartenstein heute im APA-Gespräch. Das bedeute noch stärkere Kaufkraftabflüsse ins Ausland. Österreich sei in Europa Schlusslicht in Sachen Ladenöffnung. Es gebe kein Land mit derart restriktiven Öffnungszeiten. Bartenstein war im heurigen Frühjahr mit einem neuerlichen Anlauf für einen "großen Wurf" für liberalere Öffnungszeiten am Widerstand des Koalitionspartners FPÖ gescheitert. (APA)