Skisport
Netze in Val d'Isere waren nicht fabriksneu
Zusätzliche Absicherungen für Damen-Rennen vorgesehen
Val d'Isere - Die Frage, ob in Val d'Isere beim
tragischen Unfall des Schweizers Silvano Beltrametti das
Sicherheitsnetz den Anforderungen entsprach, wird derzeit polizeilich
geklärt, und es dauert wohl noch länger, bis eine allfällige Antwort
gefunden wird. Klar scheint aber: Ganz so neu sind die Netze nicht
gewesen.Drei Jahre altes Netz an der Unfallstelle
Jean-Claude Fritsch, der OK-Präsident der Weltcup-Rennen von Val
d'Isere, hatte am Donnerstag auf die Kritik an den
Sicherheitsmaßnahmen reagiert, indem er darauf hinwies, dass die
Netze neu gekauft worden seien. Wann dies jedoch beim fraglichen Netz
geschehen ist, liess Fritsch in dieser Stellungnahme offen. "Wir
beziehen unsere Netze seit mehreren Jahren über die beiden
französischen Firmen Dalhause und Dalloz, und kaufen nie
Gebrauchtware ein. Aber so ein Netz kann mehrmals verwendet werden,
ersetzt wird es grundsätzlich nach fünf Jahren. Jenes, das an der
Unfallstelle hing, war wahrscheinlich drei Jahre alt", sagte Fritsch.
Keine Schädigung durch Sonneneinstrahlung
Fabrikneu, das wird aus dieser Aussage klar, war das Netz also
nicht. Das allein muss allerdings über die Qualität noch nichts
besagen. Fritsch wehrt sich auch gegen die Vorwürfe von Ingo
Hopfgartner, dem Chef des österreichischen
Sicherheitsnetz-Lieferanten Alpina, wonach das Netz in Val d'Isere
durch die ständige Sonneneinstrahlung gelitten habe: "Das ist gar
nicht möglich, die Netze hängen schließlich nur einen Monat pro
Jahr." Und bezüglich Reissfestigkeit und Maschengröße hätten die
Netze, so glaubt Fritsch, der Norm entsprochen, die vom
Internationalen Ski-Verband vorgegeben ist.
Verbesserte Absicherung gewünscht
Zu untersuchen bleibt außerdem, ob die Netze richtig montiert
waren. Verantwortlich dafür ist nicht der Lieferant. "Die Netze
werden von uns auf- und abgebaut", bestätigt OK-Chef Fritsch. Auf den
Unfall von Beltrametti hat er reagiert, indem nun die Stelle für die
Damen-Rennen neben dem Hauptnetz mit drei kleineren Netzen
abgesichert ist. Eine solche Absicherung hätte man sich vor dem Drama
um Silvano Beltrametti gewünscht. Wo sie möglich ist, muss sie
künftig Pflicht sein, zumal Läufer immer häufiger dort stürzen, wo
dies selbst die Trainer nicht für möglich gehalten hätten.
Läufer suchen sich ihre Unfallstellen nicht aus
Schließlich ist es nur zwei Jahre her, seit sich in Lake Louise in
einer Frauen-Abfahrt ein fast identischer Unfall wie jener von
Beltrametti ereignet hat: Damals stürzte die norwegische
Nachwuchsläuferin Tonje Norheim ebenfalls an einer "unmöglichen
Stelle", schlitzte mit ihren Ski das Fangnetz auf und flog nahezu
ungebremst an dicken Baumstämmen vorbei in den Wald. Sie hatte aber
unwahrscheinliches Glück. Tonje Norheim kam mit gerissenen Bändern im
linken Knie davon. (APA/SIZ)