Innsbruck - Ein knapp 300 Seiten starkes Konvolut des Aufsichtsratschefs der Tiroler Hypo, des Industriellen Arthur Thöni, sorgt für Aufregung in Tirol. Thöni will damit seine Vorwürfe "mafioser Machenschaften" beim Scheitern der Holding zwischen Hypo und Südtiroler Sparkasse untermauern. Bisher haben nur die Mitglieder der Regierung das Konvolut erhalten. Diese hatte ihn aufgefordert, die Vorwürfe bis Freitag zu untermauern. Pikant daran ist, dass Thöni auch zwei Landesräte "in den Verdacht mafioser Machenschaften involviert" sieht: den wegen des Hypo-Konflikts zurückgetretenen Ex-VP-Chef Ferdinand Eberle und SPÖ-Chef Herbert Prock. Beide weisen den Vorwurf zurück. "Unterlagen zugespielt" Angeblich soll Thöni u. a. behaupten, dass Hypo-Unterlagen einem Konkurrenten am Bankplatz, konkret der Raiffeisen Landesbank (RLB), zugespielt wurden. In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung sprach Thöni von "Kräftefeldern", in denen "Banken und Medien eine zentrale Rolle" spielen. Es liegt nun an jedem Regierungsmitglied zu prüfen, ob der Verdacht strafrechtlicher Handlungen besteht und allenfalls die Staatsanwaltschaft zu informieren ist. Landeshauptmann Wendelin Weingartner will in eigenem Namen Juristen im Landhaus damit befassen. Weingartner hat zudem eine Hypo-Sonderprüfung durch den Rechnungshof angeregt. Dieser soll untersuchen, ob das Land als Eigentümer sorgsam mit dem Vermögen der Hypo umgegangen sei. Also ob das Nein zur Holding durch Eberle und Prock trotz dreier positiver Gutachten mit dieser Sorgfaltspflicht vereinbar ist. Die gestern präsentierte Bilanz der Hypo tritt angesichts des Wirbels in den Hintergrund: Das EGT stieg von 23,1 Mio. EURO auf 27,9 Mio., die Cost-Income-Ratio sank von 58,2 auf 57,8 Prozent. 2002 soll in Zürich die Hypo Tirol Swiss AG ihren Betrieb aufnehmen, in Bozen neben der Filiale auch ein Verwaltungszentrum errichtet werden. (bs, DER STANDARD, Printausgabe 15.12.2001)