Es war die große Stunde des Rudi Vouk. Seit 1955 kämpfen die Kärntner Slowenen um die vollständige Erfüllung ihrer laut Staatsvertrag zugesicherten Minderheitenrechte. Die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, die 25-Prozent-Klausel für die Anbringung von zweisprachigen Ortstafeln im gemischtsprachigen Gebiet aufzuheben, die Vouk mit seiner Klage herbeigeführt hat, nahm er mit Erleichterung zur Kenntnis.

Damit war für den engagierten Kärntner Slowenenfunktionär aber auch ein großer persönlicher Triumph verbunden, nachdem er schon im Vorjahr die Amtssprachenregelung über den VfGH zu Fall gebracht hatte. "Jetzt weiß ich, warum ich Jus studiert habe. Ich wollte immer wissen, ob es wirklich unmöglich ist, Recht, in diesem Falle eben Minderheitenrecht, gegenüber dem Widerstand der Politik durchzusetzen."

Seit dem Ortstafelsturm 1972, bei dem der wütende Mob aufgehetzt von deutschnationalen "Traditionsverbänden" zweisprachige Ortsschilder umgerissen und zertrümmert hat, habe sich die Bundes- und Kärntner Landespolitik aus ihrer Verantwortung und ihren Verpflichtungen aus dem Artikel 7 des Staatsvertrages geschlichen. Habe zugelassen, dass "in Kärnten Sprache, meine Muttersprache, zu einem Zeichen der Schande geworden ist".

Als eine Art Michael Kolhaas der gerechten slowenischen Sache sieht sich der trickreiche Jurist dennoch nicht, wohl aber als deren "Vorkämpfer". Wenn ihn Jörg Haider heute als "gefährlichen Zündler" attackiert, regt ihn das persönlich nicht auf, wenn der Kärntner Landeshauptmann hingegen das Urteil der Höchstrichter als "Faschingsscherz" bezeichnet, dann müsse eine solche Äußerung durch den Staatsanwalt geahndet werden.

Dabei hat sich der 1965 geborene und in Eberndorf sesshaft gewordene Anwalt, der in Klagenfurt eine Kanzleigemeinschaft mit dem früheren Slowenen-Funktionär Matthäus Grilc betreibt, auch als Politiker der Slowenischen Einheitsliste (EL) stets als ein "Mann des Konsenses" präsentiert, der auch gegenüber der FPÖ keine Berührungsängste zeigt. So schmiedete er nach den Kärntner Gemeinderatswahlen 1997 als erster Slowenen-Politiker im Eberndorfer Gemeinderat eine Koalition mit FPÖ und ÖVP.

Verdienste hat sich der mit einer Lehrerin verheiratete Vater zweier Töchter (fünf und zwei Jahre alt) auch um die Zusammenarbeit innerhalb der Volksgruppe erworben. 1999 gelang es ihm als Interimsobmann des Rates der Kärntner Slowenen, die jahrzehntelangen Gräben zwischen dem katholisch-konservativen Rat und dem linksorientierten Zentralverband zu überbrücken und beide auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören.

(DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2001)