Santiago - Die chilenische Mitte-links-Regierung hat bei der Parlamentswahl trotz Verlusten ihre Mehrheit behauptet. Nach Auszählung von 94 Prozent der Stimmen kam das Vier-Parteienbündnis Koalition für Demokratie von Präsident Ricardo Lagos am Sonntag auf 47,8 Prozent. Das rechtsgerichtete Bündnis Allianz für Chile erzielte 44 Prozent. Die Wahl inmitten einer Wirtschaftskrise war der erste Test für die seit 19 Monaten amtierende Regierung von Lagos. Stärkste Partei wurde mit 26 Prozent die rechtsgerichtete Unabhängige Demokratische Union (UDI), die vorwiegend aus Anhängern des Exdiktators Augusto Pinochet besteht. Die Christdemokraten, die seit der Rückkehr zur Demokratie 1990 im Rahmend es Regierungsbündnisses ununterbrochen an der Macht sind, kamen dagegen nur noch auf 18,97 Prozent und verloren damit erstmals seit 1964 den Status als stärkste Partei. Die Kommunisten schafften mit 5,2 Prozent knapp den Einzug ins Parlament. Pinochet selbst beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Ein Sprecher des 86-Jährigen sagte, der General leide an einer Kehlkopfentzündung. Die Mehrheit der Regierung im Abgeordnetenhaus mit 70 der 120 Abgeordneten war nicht gefährdet. Dagegen stand die Ein-Stimmen-Mehrheit im Senat auf der Kippe. Dort waren 18 der durch Wahl zu bestimmenden 36 Senatoren zu wählen. Neun Senatoren werden in Chile ernannt, darunter Pinochet als Senator auf Lebenszeit. Wegen der strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn in Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen während seiner Herrschaft von 1973 bis 1990 ruht jedoch zurzeit seine Mitgliedschaft im Senat. Rund 8,1 Millionen Chilenen waren zur Stimmabgabe aufgerufen. In Chile herrscht Wahlpflicht. Nichtwähler können mit einer Geldbuße von umgerechnet 260 Mark (132,9 Euro/1.829 S) belegt werden. Gewöhnlich erlässt die Regierung jedoch nach jeder Wahl für sie eine Amnestie. Regierungssprecher Claudio Huepe sagte, die Wähler hätten der Koalition klar ihre Unterstützung ausgesprochen. Der Oppositionsführer und Bürgermeister von Santiago, Joaquin Lavin, bewertete das Ergebnis ebenfalls als Erfolg. (APA)