Diez Canseco: Wir brauchen eine Vereinbarung über die Regierbarkeit mit den Kräften im Land. Wir müssen seinen Institutionen, vor allem der Justiz, die Unabhängigkeit zurückgeben und Vertrauen für Investitionen schaffen.
STANDARD: Dafür wäre wohl auch eine Auslieferung Fujimoris durch Japan förderlich.
Diez Canseco: Das liegt in den Händen der Justiz. Wir hoffen, dass unsere internationalen Verträge die Straflosigkeit für die Menschenrechtsverletzungen verhindern.
STANDARD: Und wenn's nicht klappt, können Sie ausschließen, dass es eine wunderliche Rückkehr gibt wie bei Alan García, der im Wahlkampf zum Toledo-Gegner wuchs?
Diez Canseco: Ich glaube, wir sollten die Dinge nicht vermengen. Fujimori war mit einem einmaligen Korruptionsnetz verbunden. Er hat Gesetze verletzt, die Verfassung verändert, das Gleichgewicht der Gewalten zerstört - anders García. Er hat Verfassung und Gesetze respektiert. Da gibt es einen großen Unterschied.
STANDARD: Aber García werden Verschwundene, Massaker an Unbeteiligten usw. angelastet.
Diez Canseco: Sie selbst haben es gesagt: Das sind Anschuldigungen. Soweit ich weiß, sind einige Themen international anhängig. In Peru ist alles verjährt. Aber ich halte fest, dass Alan García nicht mit Fujimori zu vergleichen ist.
STANDARD: Finden Sie die Vorwürfe gegen den Parlamentarier García ohne Substanz?
Diez Canseco: Nein, ich sage, dass Anzeigen und Videobeweise gegen Fujimori unvorstellbaren Ausmaßes sind.
STANDARD: Laufend findet man Massengräber mit toten Campesinos aus der "Epoche der politischen Gewalt" in den 80er- und 90er-Jahren. Wie viele Leichen werden es sein?
Diez Canseco: Das ist unvorhersehbar, weil es lange Jahre eine unfreie Presse ohne Rechercheinitiative gegeben hat.
STANDARD: Was wird zur Versöhnung mit Fujimori-Kollaborateuren getan?
Diez Canseco: Strafminderung für jene, die mit der Justiz zusammenarbeiten. Aber sonst muss sie alle bestrafen, die sich geirrt haben. Denn in diesem Land muss sehr klar sein, dass man für begangene Delikte bezahlen muss. Sonst werden wir uns nie erfangen.