Wien - Sollten Jungmediziner an Unikliniken nicht besser bezahlt werden, könnte es dort ab 2002 keine ärztlichen Nachtdienste mehr geben. Damit droht die Gewerkschaftsvorsitzende der Unilehrer, Andrea Kdolsky, selbst Medizinerin am Wiener AKH.

Freitagabend fand eine Gesprächsrunde zwischen Standesvertretern, Bildungsressort und dem im Vizekanzleramt beheimateten Ministerium für den öffentlichen Dienst statt. Vordergründig ging es um eine "Betriebsvereinbarung" für Unikliniken, die zu Jahresende ausläuft. Demnach darf dort, nicht aber an "normalen" Spitälern, länger als 13 Stunden pro Tag gearbeitet werden (was für Nachtdienste wichtig ist).

Sollten die Gespräche scheitern, müsste das Personal laut Kurt Grünewald, Gesundheitssprecher der Grünen, um 30 Prozent aufgestockt werden. Im Gegensatz zu Gemeindespitälern, wo untertags eine fünfstündige Anwesenheit vorgesehen ist und Nachtdienste zur Erreichung einer 40-Stunden-Woche nötig sind, gilt an Unikliniken der Acht-Stunden-Tag.

Grünewald versteht nicht, warum bis Freitag gewartet wurde, um über eine neue Betriebsvereinbarung zu verhandeln. Zumal es an manchen Unikliniken immer noch Personalmangel gebe: "Im AKH etwa dürfen Ärzte ihren Zeitausgleich nicht konsumieren."

Das Bildungsressort zeigt Verständnis für eine Sonderregelung für Mediziner. Mittels einer Zulage könnten sie mehr verdienen als andere Jungassistenten, hofft Kdols- ky. Eine universitäre "Zwei-Klassen-Gesellschaft" sei dies trotzdem nicht, sagt die Gewerkschafterin: "Wissenschafter im Spital haben ja die Zusatzaufgabe der ärztlichen Versorgung." (eli, mon)

(DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2001)