Berlin - Die Innenminister Deutschlands und der Türkei, Otto Schily und Rüstü Kazim Yücelen, treffen kommenden Dienstag in Berlin zu ersten Gesprächen über die Abschiebung des Islamistenführers Metin Kaplan zusammen. Das bestätigte das deutsche Innenministerium am Samstag. Schily äußerte sich nach einem "Spiegel"-Bericht zuversichtlich über die Einigungschancen: "Ich hoffe auf ein Einvernehmen." Schily hatte Kaplans Verband "Kalifatstaat" am Mittwoch auf Grundlage des neuen Vereinsrechts verboten und angekündigt, den selbst ernannten "Kalifen von Köln" in die Türkei abzuschieben. Voraussetzung dafür ist eine völkerrechtlich verbindliche Erklärung der Regierung in Ankara, Kaplan von Folter und Todesstrafe zu verschonen. Kompromiss Der in Deutschland wegen Aufrufs zum Mord inhaftierte Islamistenführer ist in der Türkei wegen Hochverrats angeklagt, worauf die Todesstrafe steht. Nach "Spiegel"-Informationen zeichnet sich ein möglicher Kompromiss zwischen Deutschland und der Türkei ab. Danach will die deutsche Regierung lediglich darauf bestehen, dass die Todesstrafe nicht vollstreckt wird. Eine Verurteilung zum Tode wolle sie dagegen möglicherweise akzeptieren. Deutsche Verfassungsschützer haben den "Kalifatstaat" wegen dessen "aggressiver, antisemitischer und demokratiefeindlicher Agitation" schon seit Jahren im Visier. Der Verband hat rund 1100 Mitglieder. Er verfügt über eine eigene Wochenzeitung und nutzt auch das Internet zu Propagandazwecken. Die Organisation propagiert den gewaltsamen Sturz der türkischen Regierung und die Errichtung eines islamischen Gottesstaates in der Türkei, heißt es im Bericht des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz. Als Sitz des "Kalifatstaates" wird "bis zur Befreiung Istanbuls" Köln betrachtet. Der Koran-Lehrer Kaplan war 1983 nach Deutschland gekommen. Er soll über ein Vermögen in Millionenhöhe verfügen. In Köln hatte er jahrelang Sozialhilfe kassiert, bis zwei Millionen Mark Bargeld bei ihm gefunden worden waren. Kaplan hatte die islamistische Gruppe "Verband der Islamischen Vereine und Gemeinden" nach dem Tod seines Vaters - des "Khomeni von Köln" - 1995 übernommen, gegen den Widerstand seines Kontrahenten Ibrahim Sofu. 1996 forderte Kaplan zum Mord an Sofu auf. Dieser wurde im Mai 1997 in seiner Berliner Wohnung von Unbekannten erschossen. (APA)