Asien & Pazifik
Indien: Grenzen der Toleranz erreicht
Indischer Ministerpräsident Vajpayee warnt Pakistan vor Eskalation
Kalkutta - Nach dem Anschlag mutmaßlicher
kaschmirischer Separatisten auf das indische Parlament hat der
indische Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee den Nachbarn Pakistan
vor einer Eskalation gewarnt. Die indische Toleranz habe ihre Grenze
erreicht, sagte Vajpayee am Samstag in einer Rede vor Geschäftsleuten
in Kalkutta. Indien hatte Pakistan zuvor bereits ultimativ
aufgefordert, zwei Kaschmir-Separatisten-Organisationen, die
Lashkar-e-Taiba und die Jaish-e-Mohammed, zu verbieten. Indiens
Regierung hatte die Lashkar-e-Taiba für den Anschlag vom 13. Dezember
verantwortlich gemacht, bei dem zwölf Menschen starben, darunter fünf
der Attentäter. Die Organisation bestritt die Tat. Vajpayee rief die internationale Öffentlichkeit auf, den Druck auf
Pakistan zu verstärken. Zugleich deutete er an, Indien könne seine
bisherige Zurückhaltung im Kaschmir-Konflikt aufgeben, was die
Nichtüberschreitung der Waffenstillstandslinie in der zwischen beiden
Nationen umstrittenen Himalaya-Region angehe. Indien und Pakistan,
inwischen Atommächte, haben bereits zwei Mal Krieg um die
Kaschmir-Region geführt.
Warnung vor "überstürzten Reaktion"
Pakistans Präsident Pervez Musharraf warnte im Gegenzug Indien vor
einer "überstürzten Reaktion" auf den Anschlag, der von der
pakistanischen Regierung verurteilt wurde. Nichtbeachtung dieses
Rats, sagte Musharraf im pakistanischen Fernsehen, könne zu schweren
Folgen führen. "Dies darf nicht geschehen." Indien hatte das Verbot
der Separatisten-Organisationen und die Festnahme ihrer Führer, die
gegen Indiens Anspruch auf den überwiegend moslemischen Unionsstaat
Jammu und Kaschmir agitieren, binnen Tagen verlangt.
Nach Angaben der Polizei wurden in Jammu und Kaschmir inzwischen
drei Personen in Zusammenhang mit dem Anschlag vom Donnerstag
festgenommen und am Samstag zum Verhör in die indische Hauptstadt
geflogen. Indischen Zeitungsberichten zufolge wurden zwei weitere
Verdächtige auf dem internationalen Flughafen von Neu-Delhi
festgenommen. Der eine wollte den Berichten zufolge nach Atlanta in
die USA, der andere nach Toronto in Kanada fliegen.(APA/Reuters)