Rom - Zwischen Italien und Belgien hängt wieder einmal der Haussegen schief. Der belgische Außenminister, Louis Michel, will Italiens Reformenminister und Chef der rechtspopulistischen Lega Nord, Umberto Bossi, verklagen. Im einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Wochenende hatte Bossi Belgien beschuldigt, Pädophilie aus der Liste von 32 Verbrechen ausgeschlossen zu haben, die mit dem europäischen Haftbefehl verfolgt werden können. Über die Liste der Vergehen, für die der EU-Haftbefehl gilt, war es in der vergangenen Wochen zu heftigen Spannungen zwischen Rom und Brüssel gekommen. Anders als die Belgier glaube er an moralische Werte, betonte Bossi im Interview. "Ich bin Vater von vier Kindern, ich möchte ihnen in die Augen blicken können", meinte der Reformenminister, der schon öfter aus politischen Gründen mit dem belgischen Außenminister in Konflikt geraten war. Seine Worte lösten eine hitzige Reaktion Michels aus, der rechtliche Schritte gegen Bossi in Betracht zieht. "Bossi redet Unfug. Er kann mich nicht leiden, weil ich seine rassistischen und rechtsextremistischen Projekte verurteile", sagte Michel in einem Interview mit dem belgischen Fernsehen RTBF. "Schutz der Ehre Belgiens eingereicht werden" Ein Sprecher Michels betonte, dass der Außenminister nach einer definitiven Überprüfung des Interviews eine Entscheidung über die Klage gegen Bossi treffen wird. Die Klage könnte zum "Schutz der Ehre Belgiens eingereicht werden". Bossi erklärte sich über die Polemik verblüfft und warf dem Journalisten der Nachrichtenagentur vor, ihn missverstanden zu haben. Der Minister erklärte, er habe in dem Interview lediglich über ein in Brüssel diskutiertes Dokument zur Bekämpfung der pädophilen Pornographie gesprochen. Italien habe sich geweigert, das Dokument zu unterzeichnen, weil in einem Artikel das Recht eingeräumt wurde, pädophiles Material zum persönlichen Gebrauch verwenden zu können. Spannungen zwischen Italien und Belgien sind keine Neuigkeit. Im Oktober hatte Regierungschef Silvio Berlusconi bei der belgischen Regierung gegen Michel protestiert, da dieser dem italienischen Ministerpräsidenten "schlechte Noten" wegen dessen Äußerungen über die angebliche Überlegenheit der europäischen Zivilisation im Vergleich zur islamischen Kultur ausgestellt hatte. Berlusconi hatte von Michel die schlechteste Beurteilung erhalten, nämlich dieselbe, die der belgische Außenminister der Taliban-Regierung in Afghanistan gegeben hatte. Rom hatte daraufhin bei der belgischen Regierung protestiert.(APA)