Wien - "Nodding Dog": Hinter dem Titel, der klingt wie einharmloser englischer Kinderreim, verbirgt sich ein komplexes Abbildvon Gesellschaftsstrukturen mit den Mitteln des Tanzes. Mit dieserChoreografie, die am Donnerstag (20.12.) in der Volksoper WienPremiere hat, stellt sich der aus Wien stammende, internationalerfolgreiche Choreograf Michael Klien, Gründer des LondonerKünstlerkollektivs Barriedale Opera House, zusammen mit den beidenKo-Choreografen Nicholas Mortimore und Davide Terlingo erstmalshierzulande mit einer größeren Arbeit vor. Michael Klien wurde 1973 in Wien geboren, studierte am LondonerLaban Centre und gründete dort 1994 das interdisziplinäreKünstlerkollektiv Barriedale Opera House, zusammen mit dem Tänzer undChoreografen Nicholas Mortimore, der ursprünglich vom Schauspielkommt. Davide Terlingo stieß 1999 zum Leitungsteam. Mit Tanzstücken,Performances und Installationen machte die Compagnie sich rasch eineninternationalen Namen. Seit einigen Jahren entwickelt die Gruppe diechoreografische Software "ChoreoGraph". "Nodding Dog" versteht sich als Suche nach der einfachen,bestimmenden Form hinter komplexen Erscheinungen. Jedes Mitglied deselfköpfigen Ensembles beherrscht drei von sieben "Systemen" mit einemeigenen Bewegungsvokabular, aus dem es gleichsam Sätze formen muss.Ein grammatikalisches Regelwerk schränkt die Grenzen derBewegungsfreiheit ein. Computergesteuerte Monitore liefern währendder Aufführung Impulse für Auf- und Abtritte, Zeitvorgaben oderCharakteristik, auf die das Ensemble reagieren muss wie ein"Nickender Hund" - jenes Maskottchen also, das sich gern im Fondeines Autos findet - auf Straßen- und Fahrverhältnisse. Auf demgeschlossenen Raum von 15 mal 13 Metern entsteht so eine Artkünstliches Mini-Universum. Der Soundtrack zu "Nodding Dog" stammtvon Michael Kliens Bruder Volkmar, Rick Stengards wird die 15 Musikerdes Volksopernorchesters dirigieren, die Kostüme entwarf der in Wienlebende britische Choreograf und Stylist Simon Frearson. Im März wird Michael Klien für das Ballett Frankfurt das Duett"Duplex" choreografieren. Anschließend erarbeitet er mit dem vonPeter Weibel geleiteten Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM)Karlsruhe eine multimediale Performance für das Tanzquartier. Vor den Vorstellungen werden jeweils um 19.30 Uhr im Pausenfoyerder Volksoper im zweiten Rang Kurzeinführungen gegeben. Am 27.12.findet statt dessen um 19.30 Uhr im Hauptraum ein Publikumsgesprächmit Liz King und dem Produktionsteam statt. Im Rahmen der kommenden"Tanzplattform Österreich" (11./12.1., dietheater Wien, WUK, SzeneSalzburg, Posthof Linz und Tanzquartier Wien) geben außerdem MichaelKlien und Nick Mortimore im Rahmen einer Open Lab-Präsentation mitVortrag und offenem Seminar Einblick in ihre Arbeit (12.1., 13-15Uhr, Tanzquartier/Studios). (APA)