Graz - Es ist ausgestanden. Der Streit und die angekündigte weiß-grüne Revolution in der steirischen Sozialdemokratie wurden kurzerhand abgesagt. Noch-Parteichef Peter Schachner-Blazizek setzte sich als Sieger in der Auseinandersetzung gegen eine aufmüpfige "Basisbewegung" durch und ließ seinen von ihm ausgewählten Nachfolgekandidaten, den Merkur-Vorstand und ehemaligen Eishockey-Nationalspieler Franz Voves, vom Parteivorstand auf den Schild heben. Der 48 Jahre alte Quereinsteiger wird beim Parteitag im März den Parteivorsitz von Schachner-Blazizek übernehmen. Die zuvor zerstrittenen Funktionäre schlossen - zumindest vorübergehend - einen Weihnachtsfrieden.

Die Voves-Gruppe im Vorstand hatte in dieser dramatischen Adventsitzung am Samstag letztlich gegen jene Spitzenfunktionäre, die in einer Urabstimmung unter Parteimitgliedern die nächste SPÖ-Führung wählen lassen wollten, die Oberhand behalten. Franz Voves - der den Vorstandsmitgliedern bis zu diesem Zeitpunkt nahezu unbekannte Finanzvorstand des SP-nahen Versicherungsunternehmens Merkur - hatte die Gunst der Stunde genutzt und die Runde mit einer gut vorbereiteten Rede völlig in den Bann gezogen. Voves erinnerte an seine Kindheit als Arbeiterkind - sein Vater war KPÖ-Betriebsrat bei Puch -, rief längst vergessene SPÖ-Traditionen wach und versprach, wie es auch Landeshauptfrau Waltraud Klasnic perfekt betreibe, "zu den Menschen hinaus" zu gehen.

Auch Exlandesrat Hans Joachim Ressel, der als "Kandidat der Basis" am März-Parteitag antreten wollte, wurde von der gut konzipierten Sitzungsregie und der exzellenten Präsentation des smarten Managers Voves mitgerissen. Er spürte bald, dass sich das Blatt zu wenden begann. Seine Unterstützer fielen langsam um. Zum Schluss drängten ihn jene Funktionäre, die ihn noch vor Stunden vehement baten, als Schachner-Nachfolger anzutreten, seine Kandidatur zurückzuziehen. Als Voves schließlich den alten Politprofi Ressel in diesen emotionsgeladenen Minuten mit einigem Timbre in der Stimme bat: "Gib mir eine Chance", war's auch um den "Richard Löwenherz der SPÖ", als solcher er die steirische Partei erneuern wollte, geschehen. Ressel gab auf und verzichtete auf die Kandidatur. Es hob ein Jubel unten den Vorstandsmitglieder an: Ressel wurde umarmt, Voves wurde umarmt, Voves umarmte Ressel, Schachner umarmte alle.

"Es ist wie vorgezogene Weihnachten", sagte der scheidende Parteichef gerührt, der wegen seiner Zögerlichkeit in der Nachfolgefrage innerparteilich zuletzt stark unter Druck geraten war. Er versprach der Runde, mit März an die Uni Graz zurückzukehren.

Auf den Politikneuling Voves wartet nun eine knifflige Aufgabe: Er muss die zerstrittene Partei zusammenführen und sich von einigen "Streithähnen" trennen.

(DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2001)