Wien - Den österreichischen Blauhelmen am Mount Hermon am Golan in Syrien ist es diesen Winter wohlig warm. Obwohl weder die Vereinten Nationen noch das Bundesheer Geldmittel für eine Heizung locker machten. Eine Wiener Berufsschule sprang ein.

"Vor zwei Wochen sind wir fertig geworden", erzählt Heinz Pöcher, Direktor der Berufsschule für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in der Wiener Mollardgasse, dem STANDARD. Und er ist stolz. Er selbst, drei weitere Lehrer und vier Lehrlinge installierten in dem auf 2814 Meter gelegenen "Hermon Hotel", dem weltweit höchsten UNO-Stützpunkt, österreichische Technik und Wiener Know-how: eine Zentralheizung.

Für die dort stationierten österreichischen Soldaten sei es "eine Art Sozialhilfe" gewesen, für seine Lehrlinge "ein unglaubliches Erlebnis". Ihnen habe so bewiesen werden können, "dass gut ausgebildete Facharbeiter überall auf der Welt einen guten Job machen können", erklärt Pöcher den pädagogischen Nutzen der Heizungsaktion. Das Material im Wert von rund 200.000 Schilling wurde von Firmen gesponsert, den Hin- und Rückflug des Berufsschulteams übernahm das österreichische Bundesheer.

Alter Kerosinofen

Schon einmal hatte die UNO dem Direktor eine Bewilligung für ein derartiges Projekt gegeben: Als Pöcher 1998 auf Studienreise in Israel war, besichtigte er "Position 22", wo ebenfalls österreichische Blauhelme stationiert sind. "Wie heizt ihr da?" fragte Pöcher und bekam einen alten Kerosinofen gezeigt. Dem Heizungstechniker war sofort klar, dass derartige Öfen nur bei geringen Windstärken funktionieren. "Dort bläst es aber oft mit 140 Stundenkilometern, die Solden frieren." In Wien fand er Sponsoren und installierte mit einem Lehrer-Lehrlings-Team in "Position 22" eine Zentralheizung. Nun war das "Hermon Hotel" dran.

Und wem heizt Pöcher als Nächstes ein? "Ich überleg' mir etwas Neues", verrät der Direktor. In das Basiscamp am Mount Hermon würde er gern österreichische Solartechnik exportieren. In Syrien gebe es genügend Sonne, aber kaum Solarzellen. Rechne man die Fläche der Sonnenkollektoren auf die Bevölkerung um, liege Österreich nach Australien weltweit auf Platz zwei. "Installiert man unser Know-how, hat das sicher Vorbildwirkung für ganz Syrien und führt zu einem guten Geschäft für Österreichs Wirtschaft."

(DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2001)