Den zweiten Schritt vor dem ersten, drei Schritte auf einmal, manchmal gar keinen Schritt. Schon die Methode, nach der die EU-Staats- und Regierungschefs europäische Politik betreiben, macht klar, dass das mit der gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik so bald noch nichts werden kann. Denn jede Truppe, die so marschiert wie Europas Staatenlenker arbeiten, wird sofort von ihren Feinden aufgerieben. Doch es besteht auch nach dem Gipfel von Laeken Hoffnung, dass dies mit der Union nicht so bald geschieht.

Zweiter Schritt vor dem ersten: Es wirkt einigermaßen kurios, eine schnelle EU-Eingreiftruppe für einsatzbereit zu erklären, obwohl sie noch gar nicht schnell eingreifen kann - mangels Planungs- und Logistikressourcen. Die liegen nämlich bei der Nato. Trotzdem ist es ein gutes Zeichen, dass die Europäer nun die Sicherheitspolitik auch in der Praxis gemeinsam anpacken.

Drei Schritte auf einmal: Der missglückte Reformvertrag von Nizza ist noch lange nicht überall ratifiziert, die Beitrittsverträge mit den EU-Kandidaten noch nicht einmal ausverhandelt, schon starten die Regierungen in Laeken eine neue Reformrunde. Dass da kein Bürger mehr mitkommt, steht zu befürchten. Die positive Seite an diesem Vorgehen ist, dass es mit dieser Methode in den letzten zehn Jahren mit der europäischen Einigung schneller vorangegangen ist, als in den 30 Jahren davor. Wenn auch um den Preis der Undurchsichtigkeit und Verwirrung.

Gar kein Schritt: Dass sich 16 erwachsene Politiker nicht auf eine vernünftige Verteilung von 13 EU-Agenturen einigen können, muss selbst deren Enkel beschämen, die sich im Sandkasten ums Spielzeug balgen. Doch die 16 wurden nun einmal gewählt, um zuerst die nationalen Interessen ihrer 15 Länder zu verteidigen. Wenn der Basar von Laeken hier eines gezeigt hat, dann dies: wie nötig es ist, starke, demokratisch gewählte Vertretungen für Europas Gemeinschaftsinteresse zu schaffen.

(DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2001)