Hamburg - Der neu aufgerollte Prozess gegen den Hamburger Innensenator und früheren Amtsrichter Ronald Schill ist am Montag fortgesetzt worden. Die Zeugenvernehmung in dem Verfahren, in dem Schill Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung vorgeworden werden, sollte am zweiten Verhandlungstag abgeschlossen werden. Bei der Eröffnung des Verfahrens am Freitag hatte Schill sämtliche Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen. Der als "Richter Gnadenlos" bekannt gewordene Jurist hatte im Mai 1999 zwei Prozesszuschauer wegen ungebührlichen Benehmens vor Gericht in Ordnungshaft genommen, deren Haftbeschwerde laut Anklage aber erst verzögert drei Tage später weiter geleitet. Nach einer ersten Verurteilung war der Fall in der Revisionsverhandlung vom Bundesgerichtshof wieder an das Hamburger Landgericht zurückverwiesen worden. Schill erklärte, die lange Bearbeitungszeit der Haftbeschwerde sei vor allem auf die langwierige Erstellung des Protokolls zurückzuführen. Auch Vorwürfe, er habe die beiden Männer in der Ordnungshaft "schmoren" lassen wollen, bestritt Schill vehement. In dem Prozess sollten insgesamt zehn Zeugen gehört werden. Mit einem Urteil wird spätestens am Freitag gerechnet. Schill selbst erwartet nach früheren Aussagen einen Freispruch. Der Politiker war bei der Hamburger Bürgerschaftswahl im September mit seiner Partei Rechtsstaatliche Offensive in das Rathaus eingezogen und ist seit seiner Ernennung zum Innensenator auch Zweiter Bürgermeister der Hansestadt. (APA/AP)