Wien, Bregenz - Die gelbe Post will den defizitären Geschäftsbereich Privatpaket auf Vordermann bringen und plant eine grundlegende Neuorganisation des Geschäftsbereiches Kurier-, Express- und Paketdienst (KEP). Da derzeit kaum eine Chance bestehe, im gemeinsam mit den Speditionen Schachinger und Senger-Weiss betriebenen Joint Venture DPD Austria die Mehrheit zu bekommen (die Post hält über ihre Tochter Post Paket Service rund 30 Prozent an DPD Austria, Anm.) , soll die Privatpaketsparte reformiert und gestärkt werden, kündigte Post-Generaldirektor Anton Wais am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten an.

Für die Konsumenten und den Versandhandel soll dadurch das Service - zumindest in den Ballungsräumen - wesentlich attraktiver werden: Bis Ende 2002 soll eine Abendzustellung auf Schiene gebracht werden, die die Abholung vom Postamt im Fall der Abwesenheit weitgehend überflüssig macht. Damit will die Post das Privatpaketsegment, das dem Vernehmen nach jährlich einen Verlust von rund 300 Millionen Schilling (21,8 Mio. EURO) beschert, nicht nur profitabel machen, sondern auch beim boomenden Versandhandel punkten.

Wie aus Aufsichtsratskreisen verlautet, wollte die Post ursprünglich die Mehrheit an DPD Austria übernehmen und dort das Privatpaket ansiedeln. Daraus wird nun aber nichts. Da derzeit kein internationaler Partner in Sicht sei, müsse sich die heimische Post aus eigener Kraft reformieren, meinte ein Kapitalvertreter.

Die bereits in die Wege geleitete Divisionierung in die Profitcenter Brief, Postamt & Schalter, Express & Paket, Medienpost und Infomail sei ein Schritt in Richtung Partnerfähigkeit, skizzierte Wais die Marschrichtung. Die heiß umworbenen Geschäftskunden sollen mit neuen Expressprodukten, die am Tag der Aufgabe zugestellt werden, wieder zurückgewonnen werden. Beides sei nur möglich, wenn die Brief- und Paketzustellung in den Ballungsräumen entflechtet werde. Der Rollout für dieses logistische Monsterprojekt soll im Frühjahr 2002 beginnen, der "eingeschwungene Zustand" bis Jahresende erreicht sein.

Ernst macht die Österreichische Post AG mit Schließungen Es geht um die geplante Schließung von rund 650 ihrer derzeit noch 2.300 Postämter. "Nach dem Auftrag des Eigentümers (Anm.: des Finanzministeriums) soll das Geschäftsstellenkonzept bis Mitte kommenden Jahres umgesetzt sein", erklärte Post-Generaldirektor Anton Wais am Montag vor Journalisten. Die Verhandlungen mit der Lokalpolitik werden laut Wais bis Ende dieser Woche abgeschlossen. Bis Mitte März soll dann feststehen welche Postämter durch Post-Partner - Greißler mit Postservice -, welche durch Landzusteller und welche gar nicht ersetzt werden. Bei der geplanten Schließung der kleineren Postämter ortet Wais mittlerweile auch Verständnis in den Bundesländern. Dass man mit dem Thema Postamtsschließung "keinen Blumentopf gewinnen" könne, sei klar gewesen. Die Kooperation zwischen Post und Wirtschaftskammer beim Konzept der Post-Partner habe aber einen "Wendepunkt" im Verständnis der Länder bewirkt. Salzburg, Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol hätten sich bereits bereit erklärt, einen Teil der Startinvestitionen für Post-Partner zu übernehmen. Er gehe davon aus, dass alle anderen Länder mitgehen werden, so Wais. Nur 100 bis 200 Postämter durch Post-Partner ersetzt Allerdings würden laut Postvorstand nur 100 bis 200 Postämter durch Post-Partner ersetzt werden können. Den Großteil der Versorgung werde man mit Landzustellern - Briefträger, die auch Services eines Postamts anbieten - sicherstellen. Schon jetzt sind rund 4.200 Zusteller mit solchen Zusatzaufgaben betraut. In einzelnen Fällen sollen Postdienstleistungen auch von Gemeindeämtern übernommen werden. Insgesamt will die Post durch diese Maßnahmen im kommenden Jahr 150 Mill. S (10,90 Mill. Euro), 2003 bereits 300 Mill. S einsparen. Zu Kündigungen soll es dabei zwar nicht kommen, 300 befristete Verträge werden aber nicht verlängert werden, so Wais. Außerdem will die Post auch bei den Urlaubsersatzkräften sparen. Vor Postämter-Schließungen will Sausgruber neue Gespräche Die angekündigte Schließung von bundesweit rund 650 Postämtern sei für Vorarlberg noch keineswegs ausgemachte Sache. Bevor im Ländle 13 Postämter geschlossen oder auf Saisonbetrieb umgestellt werden, müssten im Jänner zwischen Post, den betroffenen Gemeinden und dem Gemeindeverband "ernsthafte Gespräche" über Ersatzlösungen geführt werden. Das betonte Landeshauptmann Herbert Sausgruber (V) am Dienstag im Pressefoyer nach der Sitzung der Landesregierung. (APA,ung, Der Standard, Printausgabe, 18.12.01)