Etat
Vivendi weiter auf Shopping-Tour
USA Networks bringt TV-Vertriebskanal für Hollywood-Spielfilme
Der französische Medienkonzern Vivendi
Universal setzt seinen massiven Expansionskurs auf dem US-Markt fort.
Wenige Tage nach dem Erwerb von Teilen des US-Satelliten-Netzes
EchoStar gab der Konzern bekannt, dass er für rund 10,3
Mrd. Dollar (11,42 Mrd. Euro/157 Mrd. S) große Teile der
TV-Kabelgruppe USA Networks übernimmt. Damit sichert sich das
Unternehmen einen Vertriebskanal für seine Hollywood-Spielfilme zu 85
Mill. Kabel-TV-Haushalten in den USA.TV-Kabelkanäle USA und Sci-Fi sowie die Serien- und Filmproduktionsgesellschaften
Vivendi bündelt sein Film-Geschäft im Zuge der Übernahme in dem
neuen Unternehmen Vivendi Universal Entertainment (VUE). Neben dem
Hollywood-Studios von Universal sind darin künftig auch die
TV-Kabelkanäle USA und Sci-Fi sowie die Serien- und
Filmproduktionsgesellschaften von USA Networks enthalten. Über die
Kabelkanäle will Vivendi Film-Erfolge wie "Jurassic Park III" und
"Die Mumie kehrt zurück" verbreiten und damit dem Rivalen AOL Time
Warner verstärkt Konkurrenz machen. Das Geschäft des neuen
Unternehmens soll der 60-jährige USA-Network-Chef Barry Diller
leiten.
Zehnprozentige Anteile an EchoStar
Vivendi rechnet nach dem Ausbau des US-Geschäfts im kommenden Jahr
im Medienbereich mit einem Umsatz von 32 Mrd. Euro (440 Mrd. S). Für
den Erwerb eines zehnprozentigen Anteils an EchoStar war am Freitag
ein Kaufpreis von 1,5 Mrd. Dollar angegeben worden (
etat.at
berichtete). Die "strategische
Allianz" mit EchoStar und die Gründung von Vivendi Universal
Entertainment werde die Vivendi-Aktivitäten in den USA "kohärent"
ausbauen, erklärte Vivendi-Chef Jean-Marie Messier. Der Aktienkurs
von Vivendi Universal legte an der Pariser Börse am Mittag um etwa
3,5 Prozent auf 55,55 Euro zu. Die Übernahme von USA Networks wurde
bereits von den Verwaltungsräten beider Firmen abgesegnet.
Der komplizierte Deal wird per Aktientausch und der Barzahlung von
1,6 Mrd. Dollar abgewickelt. Im Zuge des Geschehens steigt Liberty
Media mit einem Anteil von 3,6 Prozent bei Vivendi ein. Messier sagte
in Paris, er strebe mit Liberty-Chef Malone eine weitergehende
Partnerschaft an. So solle mit Liberty Media die Integration aller
europäischen Programme geprüft werden. Eine solche Allianz nutze
beiden. Ein Gemeinschaftsunternehmen wäre in fünf wichtigen
europäischen Märkten vertreten.
"Vivendi Universal wirft in den USA einen soliden Anker", titelte
am Montag die Pariser Wirtschaftszeitung "La Tribune". Die Nummer
zwei auf dem Weltmedienmarkt werde damit "zusehens amerikanischer".
Messier hatte im vergangenen Jahr in New York seinen zweiten Wohnsitz
genommen. Der Firmenchef machte wiederholt deutlich, dass er es gerne
sähe, wenn der Anteil des Aktienbesitzes an Vivendi in den USA von 20
auf 40 Prozent klettern würde. Im "Wall Street Journal" äußerten sich
jedoch einige Branchenkenner skeptisch, ob die Zusammenarbeit
zwischen Messier und Diller wirklich reibungslos funktionieren werde.
Die Übernahme von USA Network bedarf noch der Genehmigung durch
die Kartellbehörden. Bis zum kommenden Herbst sollen von VUE auf dem
US-Markt auch fünf Spartenprogramme eingerichtet werden. Im
vergangenen Jahr hatte Vivendi durch den Erwerb des Mischkonzerns
Seagram auch die Kontrolle über den US-Filmproduzenten Universal
Studios übernommen. (APA)