Wien – Das börsenotierte Wiener Catering-Unternehmen Do&Co übernimmt mit Jahresanfang 2002 den Betrieb der Wiener K.u.K-Hofzuckerbäckerei Demel. Do&Co-Chef Attila Dogudan will Demel "weltweit zur Nummer 1 der Patisserie machen". Bereits im ersten Halbjahr 2002 könnten erste Demel-Kaffeehäuser oder "Pastry Shops" in New York oder Berlin entstehen. Die Marke und die Unternehmenskultur sollen erhalten bleiben, versicherte Dogudan am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Auch das "k.u.k." im Namen soll bleiben "und in Zukunft sogar noch stärker betont werden".

Do&Co übernimmt den Betrieb, das Know how und die Mitarbeiter von Demel, die Immobilie am Wiener Kohlmarkt bleibt in Besitz der Raiffeisen-Tochter DZR – Immobilien und Beteiligungen GmbH, die den Demel 1994 aus einer Konkursmasse erwarb. Raiffeisen habe für den Ankauf und Revitalisierungskosten rund 350 Mill. S investiert, sagte der Generaldirektor der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder.

Aktienrückkaufprogramm mit Raiffeisen-Holding geplant

Ein Kaufpreis wurde auf Anfrage nicht genannt, die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien als bisheriger Demel-Eigentümer soll aber im Lauf des nächsten Jahres ein Paket von Do&Co-Aktien erhalten. Zu diesem Zweck werde ein Aktienrückkaufprogramm durchgeführt, sagte Dogudan. Über weitere Details der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden.

Die Raiffeisen-Holding hat in den vergangenen Monaten von der Wiener Börse 5 Prozent der Do&Co-Aktien erworben. Damit unterstreiche man die Absicht einer strategischen Partnerschaft mit dem international operierenden Catering-Unternehmen, sagte Hameseder.

Belegschaft wird übernommen

Do&Co übernimmt mit dem Deal auch alle 114 "Demelinerinnen" mit "allen Rechten und Pflichten", sagte Dogudan. An eine Verkleinerung der Belegschaft sei nicht gedacht, "wir werden eher mehr benötigen, um die Produktpalette wie geplant zu erweitern", so der Do&Co-Chef. Ohne die Zustimmung der Demel-Mitarbeiter hätte er die Transaktion nicht durchgeführt, sagte Dogudan.

Das 1786 gegründete Zuckerbäckerunternehmen mit Demel am Kohlmarkt und dem Cafe Griensteidl am Michaelerplatz wird 2001 mit 114 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,9 Mill. Euro (94,9 Mill. S) erwirtschaften. In drei Jahren soll die Zuckerbäckerei wieder schwarze Zahlen schreiben. In den vergangen Jahren sei es mit einem Sanierungskurs gelungen, die Verluste des Unternehmens (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit EGT) auf 7 Mill. S zu drücken.

Do&Co will Demel nach den verlustreichen Jahren als profitables Unternehmen führen und damit den Fortbestand "nachhaltig absichern". Die Einbindung in die Do&Co Gruppe solle über die Ausweitung des Stammgeschäftes und Erzielung möglicher Synergieeffekte eine wesentliche Verbesserung der Kostenstruktur ermöglichen.

"Ungeküsster Juwel" wird Luxus-Trademark

Do&Co-Chef Attila Dogudan will Demel künftig als dritte Produktschiene neben den Marken DO&CO und Aioli laufen lassen. Alle drei Marken sollen in ihren jeweiligen Märkten bleiben. In der k.u.k. Hofzuckerbäckerei stecke noch enormes ungenutztes Potenzial: "Demel ist ein ungeküsster Juwel", dem das börsenotierte Catering-Unternehmen mit seinem Netzwerk zur vollen Prachtentfaltung verhelfen wolle, sagte Dogudan am Dienstag vor Journalisten in Wien. So ist etwa der weltweite Versand von Demel-Torten geplant – nach dem Beispiel der gleichfalls aus Wien stammenden Sacher-Torte. (APA)