Vatikanstadt - "Neue Wege" bei der Suche nach einerfriedlichen Lösung des "schon zu lange dauernden Nahost-Konflikts"hat der Vatikan zum Abschluss seines Krisengipfels für das HeiligeLand gefordert. Mit überraschender Klarheit und ohne vielediplomatische Verbrämungen präzisierte er zugleich in einem vonKathpress zitierten Fünf-Punkte-Plan seine Kriterien für einengerechten Frieden in der Region: "Sicherheit des Staates Israel,Gründung eines Staats für das palästinensische Volk, Räumung derbesetzten Gebiete, ein international garantiertes Sonderstatut fürdie heiligsten Teile Jerusalems, eine gerechte Lösung für diePalästina-Flüchtlinge". Nur wenn diese fundamentalen Themenrespektiert würden, sei ein Friede zwischen Israelis undPalästinensern realisierbar, hieß es in der von VatikansprecherJoaquin Navarro-Valls verbreiteten Schlusserklärung. Zugleich bat derVatikan die internationale Gemeinschaft um eine aktivere Rolle in derRegion. Im arabisch-israelischen und jüdisch-islamischen Konflikt,angesichts von islamischem Fundamentalismus, von Terrorattentaten undisraelischen Gegenschlägen sei die christliche Minderheit besondersbetroffen. Wie die anderen Palästinenser leiden die arabischenChristen unter den Folgen der israelischen Besatzung, derAbsperrungen, der hohen Arbeitslosigkeit. Aber auf Grund der anderenReligion gelten sie bei der muslimischen Mehrheit oft als unsichereKantonisten, was wiederum nicht wenige Christen veranlasst, sichbesonders "palästinensisch-patriotisch" zu profilieren. Unter demdoppelten Druck sind bereits viele christliche Familien ausgewandert.Der Exodus hat für die Kirche bedenkliche Auswirkungen. Die Präsenz des Christentums und der "lebendigen christlichenGemeinden" müsse im Heiligen Land unbedingt gewahrt bleiben, war dieerste Forderung des Krisengipfels. Die betroffenen Christen solltenin ihrer Heimat bleiben, die Weltkirche sollte ihnen dabeisolidarische Unterstützung bieten. Israelis und Palästinenser, soerinnerte der Vatikan, sollten die Staatsverträge von 1993 und 2000mit dem Heiligen Stuhl beachten, in denen den Christen Schutz undRechte garantiert wurden. Ein gesichertes Überleben der Christen imHeiligen Land sei freilich nur möglich, wenn die christlichenGemeinschaften enger zusammenarbeiten, hieß es unter Anspielung aufdie verschiedenen Riten der Katholiken, die zusammen mit Orthodoxenund Protestanten in Israel und den Palästinensergebieten gerade dreiProzent der 6,1 Millionen Einwohner ausmachten. Da die Zukunft der Christen im Heiligen Land vom Frieden in derRegion abhängt, müssten Politiker, Kirchenführer, aber auch dieVertreter der anderen Religionen alles für ein Ende der "Spirale derGewalt" tun, hieß es beim Kirchengipfel für das Heilige Land. Demreligiöse Dialog "mit den jüdischen und moslemischen Brüdern" kommeeine zentrale Rolle zu, um das Heilige Land wieder zu einem"Treffpunkt des Friedens" zu machen, wie KardinalstaatssekretärAngelo Sodano forderte. Der "Friedensplan" des Vatikans ist nicht komplett neu, aberdeutlicher präzisiert. Bisher bekräftigte der Vatikan in öffentlichenÄußerungen das Recht der Palästinenser auf Heimat, sprach vongleichen Rechten für Israelis und Palästinenser. Die Forderung nachder Bildung eines eigenen Palästinenserstaates wurde in dieserDeutlichkeit bisher zwar von orientalischen Kirchenvertretern, nichtaber von Rom erhoben - auch wenn mit der PLO offiziell verhandeltwurde. Kein Wort verliert die Schlusserklärung freilich zurumstrittenen Hauptstadtfrage. Die alte vatikanische Forderung nachdem international garantierten Sonderstatut wird jetzt auf die"heiligsten Teile Jerusalems" bezogen. Eher am Rand kommt der mehrjährige Streit um die geplante Moscheevor der Verkündigungsbasilika in Nazareth zur Sprache: Den von Israeltrotz kirchlichen Protests genehmigten Bau einer Moschee an dieserStelle könne man nicht anders als als "Provokation" und als "schwerenMangel an Respekt gegenüber christlichen Gefühlen" deuten. (APA)