Wien - Die Vorsitzende beruft die Kommission ein, die Vorsitzende leitet die Sitzung, die Vorsitzende erstellt den Bericht - kurz: "Ohne Vorsitzende läuft gar nichts", seufzt Karina Brugger-Kometer von der Gleichbehandlungskommission. Und genau das passiert derzeit in der Gleichbehandlungskommission - gar nichts. Per Ende Juni hat die bisherige Vorsitzende der Kommission ihr Amt zurückgelegt - und Frauenminister Herbert Haupt (FPÖ) hat den Vorsitz bisher nicht nachbesetzt. Am 31. Mai hat die letzte Sitzung der Gleichbehandlungskommission stattgefunden."Da müssen Sie den Minister fragen" Seither liegen die Fälle auf Eis: Mehr als 30 Frauen haben sich bei der Kommission beschwert, die Hälfte von ihnen wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Ihre Beschwerden sind noch nicht erledigt - ohne Vorsitzende keine Sitzung der Kommission, ohne Sitzung keine Entscheidung. Eine lange Wartezeit, die für die Frauen schwierig ist: "Man kann sich vorstellen, dass das nicht gerade angenehm ist - sich über den Dienstgeber zu beschweren, und dann dauert alles so lange", sagt Brugger-Kometer. Warum es so lange keine neue Vorsitzende gibt? - "Da müssen Sie den Minister fragen." "Bald. Ganz sicher" Der, Herbert Haupt, sagt: Es werde zuerst ein Anhörungsverfahren geben und dann auch eine neue Vorsitzende - bald, ganz sicher. Und die werde dann bessere Arbeitsbedingungen vorfinden, weil sie im Gegensatz zur früheren Vorsitzenden haupt-, nicht ehrenamtlich arbeiten werde. Und überhaupt sei das halbe Jahr ohne Vorsitzende nicht so dramatisch, weil es ja auch noch die Frauensektion im Ministerium gebe. Die Frauenvorsitzende des ÖGB, Renate Csörgits, überzeugt das nicht. Sie hat für die Zwangspause der Arbeit der Gleichbehandlungskommission ein eindeutiges Urteil: "Schlechte Zeiten für die Gleichbehandlung - gute für die Diskriminierer." (Eva Linsinger/(Der Standard, Printausgabe, 18.12.2001)