Björk

bescherte uns dieses Jahr nicht nur mit ihrem sehr persönlichen Album "Vespertine" ("Vespertine ist wie jene Tage, wenn es draußen schneit und man drinnen sitzt mit einer Tasse Kakao und alles ist zauberhaft. Man ist euphorisch, aber man spricht tagelang nicht, weil man einfach nicht möchte", so die introvertierte Sängerin über ihr Werk), sondern sprach sich auch gegen Geldgier im Musikbiz aus. Die Plattenindustrie habe "die meisten Musiker zu vollgefressenen, dekadenten und gierigen Monstern" gemacht, ärgerte sich die 35-Jährige Sängerin und verteidigte Napster: "Trotz Napster verdienen wir doch alle einen Haufen Geld". Auch sie lade häufig Musik aus dem Internet herunter. Daran können sich andere MusikerInnen ein Beispiel nehmen. Aber Björk ist eben eine Klasse für sich – im Unterschied zu den meisten ProtagonistInnen im Musikbiz ist sie eine wahre Künstlerin, die für ihre Musik 100 Prozent gibt. "Ich muss die Bilder in meinem Kopf irgendwann loslassen." – Kein Problem, wenn dabei derart inspirierende Musik entsteht. "Mein Zugang zur Welt ist kindlich-naiv" – Was die Welt nur schöner macht!

Label

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Johanna Dohnal

Die Ex-Frauenministerin gilt nach wie vor als ein Symbol der Frauenbewegung. Voller Energie hört sie nicht auf zu kämpfen, und das mit der gewissen Lässigkeit und einer guten Portion Zynismus, die stärkend wirken....

Foto: REUTERS/Godan

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Missy Elliot

Die amerikanische Musikerin machte die letzten fünf Jahre mit etlichen (insgesamt drei) Soloalben und unzähligen Kooperationen und Auftragsarbeiten für die gesamte R´n´B und Hip Hop – Szene Amerikas auf sich aufmerksam. Ihr 2001 erschienes drittes Album „...so addictive“ ist laut Eigenbeschreibung retro und futuristisch zugleich. Die famose Songschreiberin, Sängerin, Rapperin und Produzentin arbeitet sehr gern und viel mit anderen Frauen aus der R´n´B – Szene zusammen. Missy´s aktuelle Single „Take away/4 my people“ ist ihrer Kollegin und Freundin Aaliyah Haughton gewidmet, die im August 2001 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Und noch in einem weiteren Video kann man die Allrounderin derzeit sehen und hören: Mit Janet Jackson gemeinsam in „Son of a gun“. Darin machen die Damen einen herzlosen Ex-Lover derart fertig, dass einer warm ums Herz wird. Nominiert für ihr aktuelles grandioses Album, für ihre Unterstützung von Frauen im Musikbusiness und für ihre geile Figur.

Foto: REUTERS/Peter Morgan

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Regine Hildebrandt

Die von den BürgerInnen als ehrlichste Politikerin geschätzte Eloquenzlerin galt als "Mutter Courage des Ostens", die sich auch in frauenpolitischen Belangen überzeugend hervortat. Sie plädierte für die Verbesserung des Angebots von Kinderbetreuungsstätten, um Frauen den (Wieder-) Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Der Staat solle gemeinsam mit des Kommunen dafür sorgen, dass die Chancengleichheit der Frau - welche de facto zwar existiert, durch die Entscheidung für "Kind ODER Beruf" jedoch häufig unter den Tisch fällt - eine praktikable Kategorie werden könne. Die SPD-Politikerin und engagierte Demokratin Regine Hildebrandt war im wiedervereinigten Deutschland Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg. Sie erlag in der Nacht zum 27.11.2001 im Alter von 60 Jahren einem schweren Brustkrebsleiden. Wider das Vergessen einer großartigen Frau!
www.regine-hildebrandt.de

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

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Sigrid Löffler

Die Literaturkritikerin und ehemalige Feuilletonchefin der Wochzeitung "Die Zeit" ist dem Publikum mehr bekannt durch ihre Auftritte im "Literarischen Quartett" des ZDF (offair gegangen am 14.12.2001). Mit Sommer 2000 verließ sie den KritikerInnenzirkel nach sexistischen Anmaßungen des "Literaturpapstes" Reich-Ranicki, den sie als "Kreischerkönig in der Glotze" und "Fernseh-Berserker", der "zur Gaudi Autoren-Reputationen demolierte", beschreibt. Die bornierten Manöver des Kritikers, der sie (immer wieder) als die "Frigide" vorführen versuchte, gereichten ob Löfflers sympathischer Präsenz und Intelligenz zur Selbstdemontage ihres Gegenübers. Seit Jänner 2001 ist sie die Chefredakteurin des Bücher-Magazins "Literaturen", das sie im Herbst zuvor gegründet hatte und als unverhoffter Wiedergänger der altlinken "Kommune" abgeschrieben wird oder gar verissen. Was aber eigentlich zählt, ist, dass eine Frau den Elan und die Passion hat, die bei älteren Semestern noch immer Männern zustanden wird, und bei Frauen beinah als fregattös abgetan, sich Neuem zu widmen. Und wie das Jahr 2001 zeigte, mit Konsequenz.

Foto: DPA/Elsner

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Naomi Klein

Mit ihrem Buch NoLogo hat die kanadische Journalistin nicht nur eine Bewegung gegen die Ausbeutung der ArbeiterInnen in den Sweatshops der Globalisierung ins Leben gerufen (70-90% davon sind Frauen!). Sie hat es auch geschafft, dass sich zumindest ihre LeserInnen darüber bewusst wurden, dass sie mit ihrem "Lifestyle" integraler Bestandteil von Ausbeutung und Menschenrechtsbeschneidung sind. The Private is political!

NoLogo online

reuters/ho

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Barbara Prammer

Die ehemalige Frauenministerin und nunmehrige Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ engagiert sich seit Jahren für Frauen im In- und Ausland. Barbara Prammer setzt sich in letzter Zeit vor allem gegen Gewalt an Frauen ein. Unermüdlich meldet sie sich auch innenpolitisch zu Wort, wenn es um Frauenpolitik geht.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan)

Seit 1977 kämpfen diese Frauen für Frieden, Demokratie, Frauenrechte und Freiheit. Eine Gruppe afghanischer Intellektueller gründete diese unabhängige politische Organisation unter schwierigen Bedingungen. Eine der Gründerinnen, Meena (LINK mit Gedicht von ihr), wurde 1987 von afghanischen Agenten des KGB in Quetta (Pakistan) ermordet. RAWAs Ziel ist es, immer mehr afghanische Frauen in soziale und politische Aktivitäten zu involvieren, die dazu beitragen Frauenrechte und Demokratie durchzusetzen. Unter der sowjetischen Besatzung waren RAWA-Frauen auch im Widerstand tätig. Sie gründeten Schulen, Krankenhäuser für Flüchtlinge und hielten diverse Kurse für Frauen ab. Als die Taliban 1992 die Macht ergriffen, konzentrierte sich der Kampf der RAWA-Frauen auf die frauenfeindliche und menschenverachtende Politik der Fundamentalisten. Mit diversen Sozialprogrammen versuchte RAWA der Traumatisierung von Frauen entgegengewirkt. Trotz der extrem begrenzten Ressourcen kämpft RAWA für eine kostenlose Gesundheitsversorgung für Frauen in Afghanistan und Pakistan, unterrichtet Mädchen und Frauen, gründet Schulen und setzt sich mit enormer Kraft für Frauenrechte und die Würde der Frauen ein. Die RAWA-Frauen haben auch unter extremsten Bedingungen - es galt die Todesstrafe für jede Mitfrau - nie aufgegeben. Sie sollten der Welt mit ihrer Stärke und Hartnäckigkeit und dem Glauben an Veränderung ein Vorbild sein. Sie singen: "The darkness shall be banished, the light of Tomorrow shall be here!"
(LINK um die Lieder anzuhören)

RAWA Logo

Katharina Weingartner

Filmemacherin, Radio,-Print- und Fernseh- Journalistin, Kuratorin, Kulturkritikerin. Die Wahl- New Yorkerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Pop- und Gegenkulturen, Politik, Konsum und Musik, mit Schwerpunkt afro-amerikanische Kultur. 1998 erschien der aufsehenerregende Reader: „Lips, Tits, Hits...Power? Popkultur und Feminismus“ herausgegeben von Anette Baldauf (hier im Bild rechts) und Katharina Weingartner. Bis April 2001 gab es die von Katharina Weingartner und Anette Baldauf kuratierte Ausstellung „Shopping“ in der Wiener Generali Foundation zu sehen. Nominiert ist die Filmemacherin für ihren 2001 präsentierten Dokumentarfilm „To soon for sorry“, der die Verbindung zwischen der US-amerikanischen Gefängnisindustrie und der Kriminalisierung junger Schwarzer und Latinos thematisiert.

„Es war einfach an der Zeit, dass ich als jemand, die ihre Karriere über Hip Hop aufgebaut hat, über die Situation von Afro-Amerikanern etwas macht. Ich wollte dabei nicht als Fürsprecherin fungieren, sondern die Betroffenen selbst zu Wort kommen lassen.“ Ehrliche Worte, sehr sympathisch.

Katharina Weingartner im dieStandard.at-Interview

Foto: Folio Verlag

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Irene Zubaida Khan

Irene Zubaida Khan aus Bangladesch ist eine Pionierin in mehrfacher Hinsicht. Sie ist nicht nur die erste Frau, sondern auch die erste Asiatin und erste Muslimin an der Spitze der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai). Die 44-jährige Juristin löste beim Treffen des Internationalen Rats in Dakar den bisherigen Generalsekretär Pierre Sané aus dem Senegal ab. Khan hat reiche Erfahrung mit Unterdrückten und Vertriebenen. 21 Jahre hat sie für das UN-Flüchtlingshochkommissariat gearbeitet. Sie leitete zeitweise die UNHCR-Vertretung in Indien, sie war in Vietnam, Kambodscha, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo. 1999 war sie Leiterin des Kriseneinsatzes in Mazedonien. Zuletzt arbeitete sie als Vizedirektorin in der UNHCR-Abteilung für Internationalen Rechtsschutz. "Die Rechte von Flüchtlingen und Vertriebenen sind mir ein besonderes Anliegen geworden", betonte sie in einer Amnesty-internen Publikation. KollegInnen beschreiben sie als "standhaft und kompromisslos", wenn es um den Schutz von Vertriebenen, Frauen und Minderheiten , um Menschenrechte an sich geht. Sie sei keine Bürokratin, sondern es liege ihr am Herzen, was in der Welt vor sich gehe. Khan definiert Amnesty als "Organisation der breiten Massen, für die breiten Massen" - so wünscht sich Khan das zukünftige Gesicht der Bewegung: "Amnesty braucht als globale Bewegung die Vielfalt der Perspektiven auch in den eigenen Reihen."

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Foto: AFP/Seyllou