München - Nicht zuletzt wegen des Erfolgs des neuen "Mini" erwartet der Münchener Autobauer BMW 2002 weitere Absatzzuwächse, nimmt die Millionen-Hürde aber noch nicht ausdrücklich ins Visier. "Ich möchte da nicht spekulieren, aber wir sind ehrgeizig", sagte Vertriebsvorstand Michael Ganal am Montagabend vor Journalisten in München auf die Frage, ob BMW die Marke im nächsten Jahr überspringen werde. 100.000 Mal soll allein der "Mini" verkauft werden. Ganal wollte sich aber nicht festlegen, ob BMW auch mit der angestammten Marke 2002 nochmals zulegen könne. Das Ziel, im zu Ende gehenden Jahr über 900.000 (2000: 822.000) Autos an den Kunden zu bringen, hat BMW nach Angaben des Vertriebschefs erreicht. Ganal verteidigte seine Zurückhaltung im Blick auf nächstes Jahr und verwies auf die flaue Autokonjunktur. "Ich denke, dass eine solche Prognose in dem Umfeld nicht feige ist", sagte er. Seine Zurückhaltung begründete Ganal mit der unsicheren Lage der Autokonjunktur. Der Gesamtmarkt werde 2002 weltweit um rund fünf Prozent oder 2,5 Mill. Fahrzeuge schrumpfen, prognostizierte der Vertriebschef. Besser würden sich jedoch erneut die von BMW besetzten höheren Preisklassen entwickeln. "Die Premium-Segmente werden unseres Erachtens nicht in den roten Bereich abgleiten." Erfolg des neuen "Siebener" ausschlaggebend Ausschlaggebend werde der Erfolg des neuen "Siebener" sein, sagte Ganal. "Das Auto in ein normales Design zu verpacken, wäre sträflich gewesen", verteidigte er das bei Fachleuten und Kunden noch umstrittene Design. BMW rechne weiter damit, vom "Siebener" über die Jahre mehr Autos zu verkaufen als vom Vorgängermodell, das 322.000 Mal ausgeliefert worden war. "BMW wird in diesem Jahr alle Ziele erreichen, die wir uns vorgenommen haben", sagte Ganal. Schon Ende November hatte BMW 832.000 Autos ausgeliefert, 10,4 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Damit habe BMW nicht nur besser als der stagnierende Gesamtmarkt abgeschnitten, sondern auch das um fünf Prozent gewachsene Premium-Segment übertroffen. In den USA waren es 15,4 Prozent mehr, auf dem rückläufigen Markt in Deutschland 0,6 Prozent mehr. Die Anschläge in den USA hätten das Geschäft nur für kurze Zeit beeinträchtigt. Die Delle im Auftragseingang in Europa sei längst wieder aufgeholt, sagte der Vertriebschef. "In USA waren wir nach drei Wochen wieder auf dem alten Niveau." Hoffnung Mini 17.000 Autos steuerte die im Sommer auf den Markt gebrachte Neuauflage des britischen Kultautos "Mini" bei, wovon die Hälfte allein in Großbritannien verkauft wurden. 25.000 Stück sollen es bis Jahresende werden. 2002 baut BMW die Produktionskapazität im "Mini"-Werk in Oxford auf rund 100.000 Einheiten aus. BMW rechne damit, die Kapazität dort voll ausschöpfen zu müssen, sagte der Vertriebschef. Später, jedoch nicht vor 2003 soll der Mini mit einem Dieselmotor von Toyota angeboten werden. Die seit Monaten dauernden Vertragsverhandlungen mit den Japanern liefen noch. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Kooperation auch in Gang setzen", sagte Ganal. Noch am Anfang steht BMW auf dem chinesischen Markt. Zwar sei mit Brilliance China Automotive Holdings in Shanghai der lokale Partner gefunden, doch werde sich die Genehmigung für das Gemeinschaftsunternehmen noch hinziehen, sagte Ganal. Dabei geht es auch um eine Lockerung der geltenden Regelung, wonach in einem derartigen Projekt über 120.000 Autos pro Jahr produziert werden müssen. Widerstand drohte der BMW-Vertriebschef gegen Einschnitte in der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) an, die den Herstellern in Europa bisher einen Exklusiv-Vertrieb ermöglicht, die aber im Jänner in Brüssel wieder auf dem Prüfstand steht. "Das nimmt langsam Formen an, die wir nicht mehr guten Gewissens mitgehen können", sagte er. Freie Werkstätten in der BMW-Technik schulen zu müssen, gehe zu weit. Ein völlig neues Vertriebssystem werde die EU damit aber nicht erzwingen können.(APA/Reuters)