Wien - "Heimkehrer" mit - verdienten - Vorschusslorbeeren: Der aus Oberösterreich stammende Genforscher Dr. Josef Penninger (37) wird der Direktor des beim Biozentrum in Wien-Landstraße entstehenden neuen Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. "'Es geht los für mich", zitierte Akademiepräsident Univ.-Prof. Dr. Werner Welzig am Mittwoch den Wissenschafter bei der Vertragsunterzeichnung am Montag. Dienstag wurden Leiter und Gesamtprojekt präsentiert. Welzig weiter: "Er ist fest davon überzeugt, ein Forschungszentrum aufzubauen, das Weltrang hat." "Ich habe mir das gut überlegt. Ich werde keine Kompromisse kennen. Binnen fünf Jahren werden wir eines der besten Institute weltweit haben", gab sich Penninger zuversichtlich. Schwerpunkt Die Forschungseinrichtung - sozusagen mit Blickrichtung auf (genetisch veränderte) Mäuse, Menschen und Medizin - mit einem geplanten Personalstand im Endausbau von rund 100 Personen und der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2004 wird Biotechnologie-Forschung mit einem Schwerpunkt in Richtung Medizin betreiben. Gemeinsam mit den Universitätsinstituten am Biozentrum, dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und dem für einen Standort am Wiener AKH fixierten Zentrum für Molekulare Medizin soll damit der Gentechnik- und Biotechnologie-Standtort in der Bundeshauptstadt entscheidend verstärkt werden. Werdegang Dafür könnte Penninger der richtige Mann sein. Er entschied sich trotz Angeboten der renommiertesten US-Universitäten in Harvard und Stanford für Wien. Penninger wandert vom größten US-Biotechnologie-Konzern Amgen mit Arbeitsstätte in Toronto nach Österreich ab bzw. zurück. Er hat dort unter anderem ein Gen entdeckt, das für den krankhaften Knochenabbau (Osteoporose) verantwortlich ist. Ein bestimmtes Protein, das die Osteoporose sozusagen wieder abschalten kann, wird derzeit von Amgen bereits an Patienten erprobt. Der Wissenschafter: "Die Biotechnologie wird die Medizin revolutionieren wie noch nie etwas vorher. Wir bekommen die Chance, dass es die Osteoporose in einigen Jahren vielleicht nicht mehr gibt. (...) Wir werden mit genetisch veränderten Mäusen auf dem Gebiet der Knochen- und Herzerkrankungen arbieten. Vor kurzem haben wir ein Gen gefunden, das den Schmerz kontrolliert." Geld und Freiheit Bei der Einrichtung des neuen Forschungszentrums in der Dr. Bohr-Gasse in Wien-Landstraße wurden von allen Beteiligten neue Wege beschritten: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften schloss einen Koolperationsvertrag mit dem deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim ab. Das "Institut für Molekulare und Zelluläre Bioinformatik" titulierte Zentrum ist als 100-prozentige Tochter-GmbH der Akademie gegründet. Forschungsergebnisse werden zunächst Boehringer Ingelheim angeboten. Die Finanzierung: Die Stadt Wien finanzierte den Bauplatz. Die Errichtungskosten werden von Stadt Wien (190 Millionen Schilling) und der Akademie der Wissenschaften getragen. Der Bund hat zugesagt, die laufenden Kosten von rund 100 Millionen Schilling pro Jahr zu übernehmen. Der neue Direktor Josef Penninger: "Es ist essenziell, dass Leute zusammenarbeiten. Es ist nicht nur das Geld, es sind auch die Leute, mit denen man zusammenarbeitet." Allerdings, das Vorbild sind angelsächsische Forschungsförderungsaktivitäten, die zunächst einmal Geld bereitstellen und erst mittel- und langfristig die Qualität der Arbeiten beurteilen. Der Leiter des Instituts für Molekulare Pathologie, Kim Nasmyth: "Wir werden hauptsächlich vom einem Pharmakonzern finanziert. Es ist ein hohes Risiko. Aber man muss einfach Menschen Geld geben und ihnen Verantwortung übertragen. Wenn ein Fehlschlag passiert, muss man aber rücksichtslos sein." Ab Herbst kommenden Jahres will Penninger mit dem Aufbau des Zentrums in zunächst gemieteten Labors beginnen. Die nächsten Wochen will er vor allem zu Hause in Toronto sein: Seine Frau erwartet ein Kind.(APA)