Finanzen & Börse
Eiervermarkter als erste "Euro-Opfer"
Handel hebt Erzeuger-Preise wegen Euro-Einführung nicht an
Wien - Österreichs Eiervermarkter sehen sich als die ersten
"Euro-Opfer". Entgegen allen bisherigen Marktusancen weigere sich
derzeit der Lebensmitteleinzelhandel mit dem Argument der
Euro-Einführung und des Verbots von Preissteigerungen, die Preise für
die Vermarkter wie bisher üblich vor Weihnachten anzuheben. Dies
werde dazu führen, dass viele Betriebe durch große finanzielle
Einbußen zum Aufgeben gezwungen werden und gleichzeitig der
Selbstversorgungsgrad in Österreich absinken könnte, befürchtet
Detlef Bibl, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der
landwirtschaftlichen Geflügelwirtschaft Österreichs (ALGÖ). In ganz Europa und in Österreich ist es laut ALGÖ üblich, dass
sich die Preise im Jahresverlauf zyklisch auf- und abbewegen: Von
einem durch die hohe Nachfrage bedingten höherem Preisniveau vor
Weihnachten und um Ostern sinkt dieses im Sommer durch die geringere
Nachfrage deutlich ab. Mit Oktober beginnen die Preise des Handels
für Frischeier wieder zu steigen. Für die Vermarkter und ihre
Lieferanten, die Eierbauern, sei dieser Zyklus bekannt und
abschätzbar, so Bibl am Dienstag zur APA. Die höheren Erlöse
kompensierten über das Jahr gerechnet die unrentablen niedrigen
Sommerpreise.
Geforderte Preisanhebung würde Situation entschärfen
Heuer allerdings habe sich mit dem Argument der Euro-Einführung
die paradoxe Situation ergeben, dass die Einkäufer von Handelsketten
diese für die Eierbauern und Vermarkter notwendige Anhebung
verweigern. "Die derzeit geforderte minimale Preisanhebung von nur 20
bis 25 Groschen pro Ei würde die schwierige Situation für alle
Beteiligten entschärfen", sagte Bibl. Preisstatistiken würden zeigen,
dass der Konsumentenpreis ohnehin über das Jahr konstant bleibe und
der Handel die billigeren Sommerpreise nicht weitergebe. Heuer wolle
sich der Handel aber offenbar auf Kosten der Bauern noch ein
zusätzliches Weihnachtsgeschenk machen, schlägt der ALGÖ Alarm.
Auch die Agrarmarkt Austria (AMA) befürchtet dramatische Folgen
für die Eierproduzenten. Diese mussten bereits stark gestiegene
Preise für Soja als Eiweißfuttermittel verkraften, sagte Peter
Hamedinger, bei der AMA-Marketing für den Bereich Eier und Geflügel
zuständig, zur APA. Wenn es jetzt nicht zur üblichen Preisanhebung
komme, würden rund zehn Prozent aller Betriebe zusperren müssen und
der Selbstversorgungsgrad könnte weiter von derzeit 82 auf 78 Prozent
sinken, befürchtet er. Es sei zu erwarten, dass die dann zusätzlich
benötigten Mengen von Großbetrieben aus dem EU-Raum und
osteuropäischen Drittländern kommen, wo teilweise andere
Tierhaltungs- und Hygienerichtlinien als in Österreich gelten. (APA)