Brüssel - Seit den Terroranschlägen vom 11. September ist inEuropa nach den Worten der Direktorin der EU-Beobachtungsstelle fürRassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) mit Sitz in Wien, BeateWinkler, ein "eindeutiger Anstieg" physischer und psychischer Gewaltgegen Moslems zu beobachten. Vor allem in Belgien, Schweden,Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden sei diese Tendenzverstärkt feststellbar gewesen. Auch die verbalen Ausfälle gegenmoslemische Bürger hätten zugenommen, wobei das Spektrum vonBeleidigungen bis zu Bombendrohungen reiche. Generell werde Menschenanderer Hautfarbe mehr Misstrauen als früher entgegengebracht, sagteWinkler am Dienstag in Brüssel bei der Vorlage desEUMC-Jahresberichts 2000. Allerdings räumte Winkler ein, dass der Anstieg vor allem in denLändern mit der gründlichsten Datenerfassung wie den Niederlandenfestgestellt wurde. Es gebe oft eine starke Diskrepanz zwischenoffiziellen Daten und Informationen der nicht-gouvernementalenOrganisationen. In vielen Ländern, etwa in Finnland, käme es ingeschätzten 80 bis 100 Prozent der Fälle gar nicht erst zu Meldungender Betroffenen. In Italien meldeten die Hilfsorganisationen zwischen1995 und 2000 259 rassistisch motivierte Morde, die italienischenPolizeibehörden verzeichneten dagegen keinen einzigen Fall. Alsweiteres Problem bei der statistischen Erfassung nannte Winkler einefehlende gemeinsame EU-Definition für Rassismus und Xenophobie. Kein Land gefeit Kein EU-Land ist laut Winkler gefeit vor demFremdenfeindlichkeitsphänomen. Es gebe keine "Hitliste der Bösen undGuten". In Deutschland nahmen die rassistisch motivierten Straftatenim Jahr 2000 um 33 Prozent gegenüber 1999 zu, in Großbritannienverdoppelten sie sich im gleichen Zeitraum. Die schlimmstenAusschreitungen wurden im Dorf El Ejido in Spanien Anfang 2000festgestellt, als hunderte von Dorfbewohnern marokkanische Zuwandererangriffen. Die Unruhen dauerten vier Tage an. Mit Besorgnis weist der Bericht auf die Zunahme derNeonazi-Umtriebe in Finnland, Deutschland, Spanien und Schweden hin.Neonazistische Propaganda und Musik werde auch verstärkt über dasInternet verbreitet. Dieses neue Problemfeld will die EU-Stellekünftig in ihre Datensammlungen einbeziehen. Diskriminierung am Arbeitsplatz Am häufigsten kommt Diskriminierung am Arbeitsplatz vor, lautet diewesentlichste Schlussfolgerung des Berichts. Einwanderer undMinderheitsgruppen würden oft von Beschäftigung ausgegrenzt,erhielten unterdurchschnittliche Löhne und hätten ein höheres Risikoarbeitslos zu werden. So seien in Frankreich zehn Prozent derFranzosen, aber 20 Prozent der Einwanderer arbeitslos, inGroßbritannien sei das Verhältnis fünf Prozent zu 15 Prozent. Als positiv wertete Winkler die Verbesserung derAnti-Diskriminierungsgesetze in den Mitgliedstaaten, vor allem amArbeitsplatz. Dies sei wichtig, weil sich Europa noch besser auf einLeben in multiethnischer Vielfalt vorbereiten müsse. (APA)