International
Richter in Kabul: Gehenkte nur mehr eine Viertelstunde am Galgen
Öffentlichen Hinrichtungen werden auch nach den Taliban fortgesetzt
Kabul - Auch nach dem Sturz der radikalislamischen
Taliban wird es in Afghanistan öffentliche Hinrichtungen geben.
Exekutionen, Steinigungen und Amputationen entsprächen dem
islamischen Recht, der Scharia, und würden weiter angewandt, sagte
ein Richter des Obersten Tribunals in Kabul, Ahamat Ullha Sarif, der
Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. In Zukunft sollten die
Hinrichtungen jedoch "gerecht und milde" sein. So würden Gehenkte
nicht wie bei den Taliban vier Tage am Galgen gelassen, sondern
vermutlich nur eine Viertelstunde, sagte Sarif. Verurteilte Ehebrecher sollten weiterhin gesteinigt werden.
Allerdings wollten die neuen Machthaber hierfür kleinere Steine als
die Gotteskrieger verwenden, sagte der Richter. Auf diese Weise
erhielten die Verurteilten eine Chance zur Flucht. "Wenn sie
entkommen, sind sie frei." Wer allerdings sein Verbrechen nicht
gestehe, werde an Händen und Füßen gefesselt und sei deshalb dem
sicheren Tod geweiht. Für die früher im Stadion der afghanischen
Hauptstadt öffentlich vollstreckten Strafen müsse nun ein anderer Ort
gefunden werden. (APA)