Wien - Die Neuregelung des weltweiten Bankwesens, bekannt unter dem Begriff Basel II, werde die Betriebe zu mehr strategischem Denken und zur Annäherung an neue Finanzierungsformen zwingen. Beides werde den heimischen Klein- und Mittelbetrieben (KMU) nicht unbedingt leicht fallen, weil sie eher "aus dem Bauch heraus agieren" und sich nicht in die Karten schauen lassen wollten. Dementsprechend skeptisch betrachte der österreichische Mittelstand derzeit die Basler Vorgaben. Er misstraue der Neuausrichtung der Kreditvergabe noch mehr als die deutschen Unternehmerkollegen, von denen 47 Prozent davon ausgingen, dass die Risiken für sie im Vordergrund stehen werden - 28 Prozent meinen, das sich Chancen und Risiken die Waage halten werden. Funkstille

Davon geht jedenfalls der aktuelle Rating-Report der Wiener Gesellschaft für systemische Organisationsberatung (OSB) aus. Im Gespräch mit dem Standard kritisiert OSB-Geschäftsführer Reinhart Nagel vor allem "die mangelhafte Informationspolitik der heimischen Interessenvertreter, wie etwa der Wirtschaftskammer, wo zu diesem Thema faktisch noch immer 2. Spalte Funkstille herrsche, während die Deutschen schon auf höchster Ebene Lobbying auf Teufel komm raus betreiben." Unbestritten ist: Probleme wird Basel II für viele aufwerfen. So müssen vor allem jene künftig mit höheren Finanzierungskosten rechnen, die etwa in krisengeschüttelten Branchen - wie etwa dem Tourismus und der Textil- oder Druckerei-Industrie - daheim sind, ihre strategische Ausrichtung nicht wirklich plausibel machen können, Zweifel an ihrer Managementqualität wecken oder wenig Lust zeigen, Kreditgebern Einblick in ihre Unternehmenssituation zu gewähren. "Mezzanine"-Cash

Österreichs Firmen werden sich zudem mit neuen Finanzierungsformen anfreunden müssen - ob sie wollen oder nicht. "Derzeit im Kommen ist neben den Asset-Backed Securities, also einer Verbriefung von Forderungen, vor allem die Mezzanine-Finanzierung, die eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellt", so Nagel. Dass der Mittelstand derzeit noch dem klassischen Bankkredit verhaftet ist und diese neuen Optionen erst allmählich entdeckt, liege daran, so der ORS-Chef, "dass sich eine große Zahl als Familienbetrieb bzw. als eigener Mikrokosmos verstehe. Diese tun sich ausgesprochen schwer, fremden 3. Spalte Kapitalgebern einen Einfluss auf die eigene Unternehmensentwicklung einzuräumen und sich hineinregieren zu lassen." Basel II wird allerdings herrschende Eigenkapital_lücken besonders sichtbar machen und in der Folge zu Strukturbereinigungen führen. Mit einer durchschnittlichen 20-prozentigen Eigenkapitalquote liegen heimische KMUs derzeit zwar auf deutschem Niveau, stünden aber im internationalen Vergleich (USA: 50 Prozent) schlecht da.(Monika Bachhofer, Der Standard, Prinatausgabe, 19.12.2001)